Im Weinhausgarten von Joachim Ringelnatz

Es funkelt ein Weinchen,
Landwein oder Edelwein.
Es blitzt ein Steinchen,
Sandstein oder Edelstein.
Es schimmert unter feuchten
Wimpern wie Wiederbelebung.
Auch Schatten leuchten
In schwärzrer Umgebung.
Es strahlen aus Lampenlicht
10 
Widerscheinchen kreuz und quer.
 
11 
Es ist in jedem Gesicht ein schönes Gesicht,
12 
Manchmal erkennt man's nicht mehr.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Im Weinhausgarten“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
48
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Im Weinhausgarten“ stammt von dem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten Joachim Ringelnatz. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934 und ist bekannt für seine humorvollen und teils absurden Gedichte. Deswegen kann der Text in die Epoche der Neuen Sachlichkeit bzw. der Weimarer Republik eingeordnet werden; einer Zeit, die literarisch durch die Verarbeitung der Erlebnisse des Ersten Weltkriegs geprägt ist.

Das Gedicht vermittelt auf den ersten Eindruck eine sinnliche und lebendige Stimmung. Es beschreibt eine Szene in einem Weinhausgarten mit blitzenden Steinen, funkelndem Wein und leuchtenden Schatten. Die genauen Konturen scheinen aufgelöst, alles wird von Licht und Reflexionen durchdrungen. Der kontinuierliche Wechsel zwischen alltäglichen und kostbaren Dingen (Landwein/Edelwein, Sandstein/Edelstein) bringt eine gewisse Unsicherheit, aber auch Lebendigkeit in die Szenerie.

In einfachen Worten gibt das lyrische Ich eine Szene in einem Weinhausgarten wieder und beschreibt dabei das Funkeln des Weines, das Blitzen der Steine und das Licht- und Schattenspiel. Die Aussage des lyrischen Ichs wirkt metaphorisch und könnte auf die Vergänglichkeit, aber auch auf das stetige Auf und Ab im Leben hinweisen.

Die Form des Gedichts ist recht unkonventionell, was typisch ist für Ringelnatz. Es besteht aus zwei Strophen, wobei die erste zehn und die zweite zwei Verse umfasst. Der Versmaß ist nicht gleichmäßig und es sind auch keine Reime zu erkennen. Die Sprache von Ringelnatz hingegen ist eher schlicht und alltagsnah, jedoch mit metaphorischem Potential.

Insgesamt deuten die leicht distanzierte Sprache, die ständigen Wechsel und das Lichtspiel darauf hin, dass Ringelnatz in „Im Weinhausgarten“ neben der puren Beschreibung wohl auch die relativity und die vielfältigen Facetten des Lebens thematisiert. Im letzten Vers gibt der Autor dann einen Hinweis auf die eigentliche Botschaft des Gedichts: „Es ist in jedem Gesicht ein schönes Gesicht, / Manchmal erkennt man's nicht mehr“. Es könnte also um eine Aufforderung gehen, die Schönheit im Alltäglichen und in jeder Person zu erkennen und zu würdigen, auch wenn sie manchmal durch die Schwierigkeiten und Herausforderungen des Lebens verborgen bleibt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Im Weinhausgarten“ ist Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1932 entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 48 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Weinhausgarten“ weitere 560 Gedichte vor.

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