Im Weargliachat von Michel Buck
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„Wôlli, Buaba, uß de Ziacha, |
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Jucket keack in d Hosa nei’, |
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Wôlli, ouf, ma’ gôht ge liacha! |
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Want er denn di Letschti sei’? |
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Z Ôbed ka’ ma’ wieder gruaba, |
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Jetza flink an d Arbet nous!“ |
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Sait der Vater, und dia Buaba |
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Hupfet uß de Pfulba rous, |
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Beatet gschwind da Morgaseaga, |
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Langet d Löffel uß der Lad, |
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Thant a Pfanna Muas ousfeaga: |
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„Vaterle, mer kommet grad!“ |
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D Magd staußt d Läda nous an d Reiber, |
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Fürbt dernô noh d Stuba gar, |
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D Muater gôht mit diesi Weiber |
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Schau’ ins Wearg, denn d Zeit ischt rar. |
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Jede liacht en Jau’ fürani, |
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Will da gräuschta Baussa hau’, |
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Und die dicki wia die rahni |
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Want it foul dahinta stauh’. |
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S wead derweil so umma Neune, |
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D Jeassazoina bringt der Bua, |
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D Krousa mit der Mill, koi’ kleine, |
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Mit em weißa’n Uebertua. |
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Und dia Liacher lieget, hocket |
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Uff da Boda, wias en gfällt, |
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Und in d Schüssel weads jetz brocket, |
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Bis as d Löffel oufreacht stellt. |
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Nais und Nysi jeasset zaischta, |
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Und se trialet schiar in d Wett; |
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Freili haunt se au am meischta, |
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Schiar füar fainfe, Hunger ghett. |
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Kriaget doch dia arme Tropfa |
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Nia koi’ Mill im Hiatahous, |
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Müasset d Bäu mit Braut verstopfa |
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Und mit Wasser schwenka’n ous. |
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Aber was ischt dött im Au’ser? |
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Ischt as it der Brenntawei’? |
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Jô, a Guttra wia a Gau’ser! |
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S Bescht kommt gmoingle hintadrei’. |
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Was doch so a Budel machet, |
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Wenn sen rum im Roiha launt! |
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Wia dia Liacher Scholla lachet |
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Und a Gschroi und Lusi haunt! |
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„Jetz isch Höri,“ sait der Vater, |
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Schuibt dia Guttra wieder ei’, |
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„S wead a’fanga z lout des Gschnatter, |
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Und mei’ Wearg muaß glocha sei’!“ |
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Wia se jetz fürani schreitet, |
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Wia se liachet noh so ring! |
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Aih ma’ d Weiberschröcki läutet, |
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Stôht nu’ noh a Fiderling. |
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D Weiber schlupfet jetz in d Juppa, |
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Gauhnt in Fleacka gschwind voara’, |
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Denn se müaßet richta d Suppa, |
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Daß ma’ z Zwölfe jeassa ka’. |
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D Tisch sind gricht und d Stüahl und d Schranna, |
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Jetz nu’ rei’ zum Gabelgfeacht! |
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S stauhnt zwua graußi Nudlapfanna |
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Siedig uff de Pfannakneacht. |
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S Weißbier in der Körbikrousa |
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Druckt bereits da Simbsa ra, |
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Thuat as au it feindle sousa, |
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Schwemmts doch Schmotz und Nudla na. |
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D Liacher thant in d Stuaba treata, |
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D Weiber wischt und d Manna hott, |
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Fanget a’ gem Jeassa beata. |
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Und se hudlet – s ischt a Spott. |
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Und se sitzet glei in Roiha, |
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Wias der Vater gornat hôt, |
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Und se thant si so vermoia, |
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Daß ma’ nix maih überlôht. |
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Zaischta kommt a Küachlasuppa, |
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Aber s ma’ se koiner dünn, |
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S schwimmet Brocka rum wia d Gruppa |
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In der graußa Schüssel dinn. |
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Nôcha kommet gschupfti Nudla, |
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Krout und Streichat sind derbei - |
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„Hebet Sorg und thant it hudla, |
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D Küachla kommet au gauh glei!“ |
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D Krousa gôht jetz rum im Roiha |
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Und ma’ feucht dia Nudla’ ei’. |
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Denn ma’ müaßts suscht mit der Hoia |
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In dia Mäga stampfa nei’. |
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Endli kommt der öbrischt Sprissel |
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Von der Himmelsloiter au, |
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D Bäuri bringt a Küachlaschüssel |
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Aellbereits a’n Ehla hauh. |
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Dutzad Händ dia sieht ma’ greifa |
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Mitanand in Küachlabearg, |
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Koiner könnt ui jetz maih pfeifa, |
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Gälts en goldna Baussa Wearg. |
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Und s pureutig Schmalz lauft hanna, |
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Danna an de Mäuler na, |
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Jedes thuat uffs schmotzigscht spanna, |
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D Grait wia d Gull und d Alea. |
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Aber zletschta muaß ma’ houfa, |
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Endli ab die Küachla lau’, |
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Bärig ka’ ma’s maih verschnoufa |
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Und der Vater beatet schau’. |
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Und der Vater, suscht fürani, |
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Macht as desmôl küzer a, |
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S gfällt em it des lahm Sagani: |
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„Gaunt jetz nu’ in Tenna na!“ |
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Bärig gsait, so hairet älli, |
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Machets Kreuz und dousset futt, |
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Stealzanazi mit em Gälli, |
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D Wuzamei mitsannt der Schlutt. |
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Haunt im Tenna au’verdrossa, |
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Wias des Gschäft von seall so geit, |
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Stiefel, Toffla, Schuah und Bossa |
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Zaischta ällz uff d Seita keit, |
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Bôarfuß nôch in d Schalta gstaußa |
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Zwears dur d Schuir da Riffelbom, |
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Denn bei so vel Dutzet Baussa |
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Broucht ma schau’ a mächtigs Trum. |
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Sind dernô an d Riffla gstanda |
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Uff da Tenna feucht und häl, |
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D Manna hanna, d Weiber danna, |
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Paar und Paar an jedem Strähl. |
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Bolla fallet ganze Häufa |
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Mit de dürre Blättla na. |
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D Riffler thant jetz singa, pfeifa, |
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Au anand uff d Bückel schla |
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Mit de schweri Bollasanga, |
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Freili gschieht es nu’ im Gspaß, |
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Aber s wead derbei ma’ manga |
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Denischt doch a'n Aeugle naß. |
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Nysi woißt so alti Schnôka, |
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Zennat wia’n a bißger Goul |
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Und verzuiht druff zum a Hôka |
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Wieder glei s Hanswuschtelmoul. |
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D Buaba, d Mädla, d Weiber lachat, |
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S ischt a reachti Kugelfuahr, |
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S gôht, wenn Alti Possa machet, |
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Bei de Jungi über d Schnuar. |
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Wäger, dô ischt au so ganga, |
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Haunt anand bereits verküßt. |
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„Halt, i will ui s Weatter sanga!“ |
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Sait der Vater, „hau’s it gwüßt, |
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Daß er so vol Bosget steackat. |
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Seahnt er dô da Hagaschwanz? |
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Schla gauh’ glei äll ôdragfleackat, |
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Laß koi’ Nôht am Kittel ganz. |
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Launt dia Theama, sag i, schaffet, |
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Fallet d Läus von ui aweag; |
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Wenn er nu’ uff d Narra gaffet, |
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Gôht dui Arbet it vom Fleack. |
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Und iahr alti Esel, hairet, |
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S Schaffa stünd ui besser a’, |
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Wenn er dô, statt daß er stairet, |
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Hofreacht müechtet au da’ Ma’. |
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Singa, Johla, Gspäß in Aihra! |
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Was oin in der Orning deucht, |
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Ma’ i seall beim Schaffa haira, |
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Denn as macht oim d Arbet leicht. |
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Aber d Juged so verfüahra, |
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Schla mi s Bläßle, gôht it a’. |
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Siehni nomôl karassiara, |
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Schlani äll in Tenna na’.“ – |
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Saits und luagat fuirig ummi, |
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Aber s muckt se koiner maih, |
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It der Veri, it der Dommi, |
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It der Veit und Batlamai, |
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Gschweigis d Grait und d Nais und d Zilla, |
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D Zofei, d Mei und d Ulia’, |
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O dia sind so mäuslestilla, |
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Daß ma’ Leinset säa’ ka’. |
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Und der Vater wôrflat d Bolla |
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Hintre gegam Deichselloch, |
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D Buaba müasset Fuater holla, |
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Und so bschluißt ma’ d Liacharwoch. |
Details zum Gedicht „Im Weargliachat“
Michel Buck
43
172
977
bis 1888
Realismus,
Naturalismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Im Weargliachat“ wurde von Michel Buck geschrieben, der im 19. Jahrhundert lebte, genauer von 1832 bis 1888. Weiterhin ist zu beachten, dass das Gedicht in alemannischer Mundart verfasst ist. Dadurch entsteht ein sehr authentischer Volkscharakter und ein erster Eindruck von ländlicher Idylle, der sich beim genaueren Lesen des Gedichts jedoch differenziert.
Der Inhalt des Gedichtes handelt vom gemeinsamen Arbeiten und Beisammensein einer bäuerlichen Familie auf dem Land. Es wird ihre Tagesroutine dargestellt, von den Morgenritualen bis hin zur gemeinsamen Mahlzeit und Arbeit auf dem Feld. Immer wieder wird der Zusammenhalt der Familie und die Freude am gemeinsamen Arbeiten betont.
Auf der Formebene fällt auf, dass das Gedicht sehr strukturiert ist. Jede Strophe besteht aus vier Versen und insgesamt umfasst das Gedicht 43 Strophen. Die Sprache des Gedichts ist stark dialektal geprägt und enthält viele Begriffe aus der alemannischen Mundart. Die natürliche, volkstümliche Sprache erzeugt dabei eine lebendige, alltagsnahe Atmosphäre und unterstützt die dargestellte Volksnähe des dörflichen Lebens.
Thematisch kann das Gedicht als eine Art Sozialstudie interpretiert werden, die das Leben und Arbeiten in der bäuerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts veranschaulicht. Das lyrische Ich, welches vermutlich den Dichter repräsentiert, möchte dabei die harmonische Koexistenz und das Zusammenleben innerhalb der Dorfgemeinschaft betonen.
Die wiederholte Betonung der gemeinsamen Arbeit und der Freude daran kann als Kritik an der aufkommenden Industrialisierung gesehen werden, welche das traditionelle Leben im Dorf bedrohte. Das Gedicht kann also auch als Appell verstanden werden, der zu einem Einklang mit der eigenen Umgebung und Tradition aufruft und die Wichtigkeit des Gemeinschaftsgefühls und der Kooperation in der Gesellschaft hervorhebt.
Abschließend lässt sich sagen, dass „Im Weargliachat“ ein sehr interessanter Einblick in das bäuerliche Leben des 19. Jahrhunderts ist und durch seine volkstümliche Sprache und Thematik heraussticht. Dabei regt es zum Nachdenken über den Wert von Gemeinschaft und Tradition in der modernen Gesellschaft an.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Im Weargliachat“ des Autors Michel Buck. Im Jahr 1832 wurde Buck in Ertingen, Oberamt Riedlingen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1888 entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus oder Naturalismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 977 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 172 Versen mit insgesamt 43 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Michel Buck sind „Am Kinderbrunna“, „Am sechsta Meza anna 83ge“ und „An der Gmoi’dszuga“. Zum Autor des Gedichtes „Im Weargliachat“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 56 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Michel Buck (Infos zum Autor)
- A Gschichtle vom guata Philipp Neri
- A Trom
- Am Bächle
- Am Kinderbrunna
- Am sechsta Meza anna 83ge
- An der Gmoi’dszuga
- Auf den Tod meines lieben Söhnleins Hermann
- Auf den Tod meines lieben siebenjährigen Töchterchens Hilda Antonia
- Auf die Beerdigung meines Schwähers
- D Blockstrecker
Zum Autor Michel Buck sind auf abi-pur.de 56 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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