Im Traum sah ich ein Männchen klein und putzig von Heinrich Heine

Im Traum sah ich ein Männchen klein und putzig,
Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit,
Trug weiße Wäsche und ein feines Kleid,
Inwendig aber war es grob und schmutzig.
Inwendig war es jämmerlich, nichtsnutzig,
Jedoch von außen voller Würdigkeit;
Von der Courage sprach es lang und breit,
Und that sogar recht trotzig und recht stutzig.
„Und weißt du, wer das ist? Komm her und schau’!“
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So sprach der Traumgott, und er zeigt mir schlau
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Die Bilderfluth in eines Spiegels Rahmen.
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Vor einem Altar stand das Männchen da,
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Mein Lieb daneben, Beide sprachen: Ja!
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Und tausend Teufel riefen lachend: Amen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Im Traum sah ich ein Männchen klein und putzig“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1817–1821
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Heinrich Heine, ein bedeutender deutscher Dichter, Schriftsteller und Journalist des 19. Jahrhunderts. Das Gedicht erschien erstmals in den 1840er Jahren.

Auf den ersten Blick scheint dieses Gedicht eine Erzählung eines surrealistischen Traums zu sein, in dem das lyrische Ich auf ein merkwürdiges, kleines Wesen trifft. Inhaltlich beschäftigt sich das Gedicht mit dem Erscheinungsbild und dem darauf folgenden Verhalten einer bestimmten Persönlichkeit oder Charaktereigenschaft und weist auf die Diskrepanz zwischen dem äußeren Schein und der inneren Realität hin.

Das lyrische Ich erzählt von einem Zwerg, dessen äußeres Erscheinungsbild respektabel und würdevoll ist, das jedoch im Inneren als grob und nichtsnutzig beschrieben wird. Das Männchen spricht von Mut, trotz seiner inneren Nichtigkeit, und verhält sich sogar trotzig und stutzig. In der Schlussszene stehen das Männchen und das Lieb des lyrischen Ichs vor einem Altar und bekräftigen ihr Einverständnis, woraufhin tausend Teufel lachend: „Amen!“ rufen. Hier könnte das lyrische Ich auf eine Art Täuschung oder auf Verblendung verweisen, die durch äußerliche Erscheinungen oder darstellende Worte entstehen kann.

Die Form des Gedichts ist ein vierzehnzeiliges Sonett mit einem klassischen Reimschema (ababcdcdefefgg). Das Sonett besteht aus drei Quartetten und einem abschließenden Paar, was durchaus bei Heine typisch ist, und es wird traditionell zur Darstellung eines einzelnen, kohärenten Gedankens oder einer Idee genutzt.

In Bezug auf die Sprache zeigt Heine in diesem Gedicht eine klare und einfache Diktion. Er verwendet eine personifizierte Allegorie, um tiefgründige Gedanken und Gefühle auszudrücken. Die verwendeten Metaphern wie „auf Stelzen gehen“ und „trotzig und stutzig sein“ beweisen Heines Fähigkeit, mittels seiner Wortwahl sowohl humorvolle als auch ironische Untertöne zu erzeugen.

Insgesamt dieser Textung geht es um die Themen Schein und Sein, Betrug und Enttäuschung und bietet eine kritische Reflexion über die Diskrepanz zwischen öffentlicher Darstellung und innerem Wesen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Im Traum sah ich ein Männchen klein und putzig“ des Autors Heinrich Heine. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1821 zurück. Erschienen ist der Text in Hamburg. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 99 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Heine sind „Almansor“, „Als ich, auf der Reise, zufällig“ und „Alte Rose“. Zum Autor des Gedichtes „Im Traum sah ich ein Männchen klein und putzig“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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