Im Traum sah ich die Geliebte von Heinrich Heine
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Im Traum sah ich die Geliebte, |
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Ein banges, bekümmertes Weib, |
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Verwelkt und abgefallen |
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Der sonst so blühende Leib. |
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Ein Kind trug sie auf dem Arme, |
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Ein andres führt sie an der Hand, |
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Und sichtbar ist Armuth und Trübsal |
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Am Gang und Blick und Gewand. |
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Sie schwankte über den Marktplatz, |
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Und da begegnet sie mir, |
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Und sieht mich an, und ruhig |
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Und schmerzlich sag’ ich zu ihr: |
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Komm mit nach meinem Hause, |
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Denn du bist blaß und krank; |
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Ich will durch Fleiß und Arbeit |
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Dir schaffen Speis’ und Trank. |
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Ich will auch pflegen und warten |
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Die Kinder, die bei dir sind, |
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Vor Allem aber dich selber, |
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Du armes, unglückliches Kind. |
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Ich will dir nie erzählen, |
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Daß ich dich geliebet hab’, |
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Und wenn du stirbst, so will ich |
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Weinen auf deinem Grab. |
Details zum Gedicht „Im Traum sah ich die Geliebte“
Heinrich Heine
6
24
130
1823–1824
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das ausgewählte Gedicht „Im Traum sah ich die Geliebte“ stammt vom deutschen Dichter Heinrich Heine, der im 19. Jahrhundert lebte, genauer gesagt zwischen 1797 und 1856. Durch diesen Zeitraum lässt es sich dem Zeitalter der Romantik einordnen, einem literarischen Zeitalter, das von emotionaler, oft nostalgischer Betrachtung der Welt und des menschlichen Daseins gekennzeichnet ist.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht sehr einfühlsam und traurig. Es bringt eine Melancholie zum Ausdruck, die typisch für Heines Romantik ist. Die allgemeine Stimmung, die der Autor vermittelt, ist eine von Mitleid, Sorge und Verzweiflung gekoppelt mit dem Wunsch, zu helfen und Verantwortung zu übernehmen.
Der Inhalt des Gedichts dreht sich um das lyrische Ich, das in einem Traum seine ehemalige Geliebte erblickt. Diese erscheint abgezehrt, schwach und in Armut lebend. Sie ist begleitet von zwei Kindern, was darauf hinweisen könnte, dass sie eine alleinerziehende Mutter ist. Er fasst den Entschluss, ihr und den Kindern zu helfen, indem er sie in sein Haus einlädt und verspricht, sie mit harter Arbeit zu versorgen und zu pflegen. Trotz seiner offensichtlichen Zuneigung für sie und dem Wissen, dass er sie einst geliebt hat, verspricht er, ihr seine wahren Gefühle nie zu offenbaren. Selbst wenn sie stirbt, will er nur in Stille trauern.
Die Form des Gedichts ist recht regelmäßig, jede der sechs Strophen besteht aus vier Versen, somit kommen wir auf insgesamt 24 Verse. Die Sprache des Gedichts ist relativ einfach und unkompliziert, jedoch emotional packend. Es verwendet keine hochgestochenen Worte oder komplexe Metaphern, sondern konzentriert sich auf klare Bilder und direkte Aussagen, um seine Botschaft zu vermitteln.
Die Stimmung und der Inhalt des Gedichts vermitteln die Idee von Armut, Trübsal und der tiefe Wunsch, geliebt zu werden. Das lyrische Ich zeigt sich als mitfühlend und selbstlos, bereit, seine eigenen Gefühle und Wünsche beiseite zu schieben, um die Not der Geliebten zu lindern. Der Gebrauch von Traumbildern kann als Mittel der Verfremdung gesehen werden, um die traurige Realität zu verschleiern und gleichzeitig die Intensität der Emotionen zu betonen, die das lyrische Ich für die Geliebte empfindet. Insbesondere der Abschluss des Gedichts - das Versprechen zu trauern, ohne die Vergangenheit offenbaren zu wollen - drückt eine besonders tiefe Melancholie und Sehnsucht aus.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Im Traum sah ich die Geliebte“ ist Heinrich Heine. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1824. In Hamburg ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 130 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Almansor“, „Als ich, auf der Reise, zufällig“ und „Alte Rose“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Traum sah ich die Geliebte“ weitere 535 Gedichte vor.
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