Im Traum von Heinrich Kämpchen
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So oft, so oft im Traum der Nacht |
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Bin wieder ich im Kohlenschacht, |
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Und mühe mich und scharre dort |
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Wie sonst in Dunst und Qualm vor Ort – |
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Doch wie ich scharr’ auch immer drauf, |
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Die Kohlen kommen nicht zu Hauf’, |
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Die großen Wagen bleiben leer, |
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Und Hau’ und Hammer sind so schwer. – |
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Ich haste mich und scharr’ wie toll, |
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Die Wagen werden nimmer voll – |
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Die Lampe blakt, es schwelt der Docht, |
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Wie mir das Herz im Leibe pocht! |
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Wie’s mich bedrückt! Was ficht mich an? |
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Ist es die Näh’ vom „Alten Mann *)? – |
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Kein Laut, kein Ton – so stumm und still – |
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Doch dann ein Pfeifen – scharf und schrill – |
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Und dann – es kommt mit Sturmeslauf – |
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Der Atem stockt – ich wache auf. – |
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So quält im Traum mich noch der Schacht, |
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Wie er mich elend hat gemacht |
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Die Jahre durch mit seiner Last – |
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Nun raubt er mir im Schlaf die Rast. – |
Details zum Gedicht „Im Traum“
Heinrich Kämpchen
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148
1909
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht mit dem Titel „Im Traum“ stammt von Heinrich Kämpchen, der zwischen 1847 und 1912 lebte. Kämpchen war Zeitzeuge des industriellen Aufschwungs in Deutschland im 19. Jahrhundert, was sich in seiner Poesie widerspiegelt.
Der erste Eindruck des Gedichts ist düster und anstrengend, da es eine harte, schwere Arbeit schildert und dem Leser die Dunkelheit und Enge eines Kohleschachts nahebringt. Es lässt sich eine starke Identifikation mit der Arbeiterklasse erkennen.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Traum des lyrischen Ichs, in dem es erneut als Bergarbeiter in einem Kohlenschacht tätig ist. Trotz intensiver Bemühungen füllen sich die Kohlenwagen nicht, und das Arbeiten mit Hammer und Meißel ist schwierig und belastend. Das Ich ist von Angst und Druck bedrängt, womöglich wegen der Nähe zum „Alten Mann“, einer Metapher, die für die Gefahr eines Bergsturzes steht. Der Traum endet abrupt und schreckhaft – das lyrische Ich erwacht, außer Atem und zutiefst beunruhigt. Selbst im Schlaf findet es keine Ruhe, da der Schacht es weiterhin quält.
Das lyrische Ich möchte offenbar den physischen und emotionalen Stress, den es durch seine Arbeit in den Kohlenschächten erlebt hat, vermitteln. Auch Jahre nach dieser Arbeit wirkt der Stress nach und beeinträchtigt seine Ruhe und Erholung.
Das Gedicht ist in freien Versen gehalten. Der Rhythmus variiert, was die chaotische und anstrengende Tätigkeit des Schürfens widerspiegelt. Die Sprache ist einfach und direkt, gezielt gewählt, um die harte Realität der Arbeitsbedingungen in den Kohlenschächten darzustellen. Die Wiederholung und Variation bestimmter Zeilen und Phrasen erhöht die Intensität des Gedichts und vermittelt die unendliche, quälende Natur der Arbeit und der damit verbundenen Traumata. Metaphern und bildliche Begriffe wie „der Alte Mann“ verleihen dem Gedicht eine zusätzliche Ebene der Bedeutung und Intensität. Auch die Verwendung von Onomatopoetika, wie das „scharfe und schrille Pfeifen“, steigert die Atmosphäre von Angst und Bedrohung.
Weitere Informationen
Heinrich Kämpchen ist der Autor des Gedichtes „Im Traum“. Der Autor Heinrich Kämpchen wurde 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. Im Jahr 1909 ist das Gedicht entstanden. In Bochum ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 148 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 22 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Kämpchen sind „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“, „Am Marienbrönnlein“ und „Am Rhein“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Traum“ weitere 165 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Kämpchen sind auf abi-pur.de 165 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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