Im Stübchen von Rainer Maria Rilke
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Traut ists, wenn verstohlen heulen |
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im Kamine wilde Winde, |
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in der Stube; ganz gelinde |
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tickt auf dem barocken Spinde |
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fort die Stockuhr mit den Säulen. |
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Dort, die kleine Silhouette |
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zeigt die alte Tracht der Locken, |
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tief im Fenster steht ein Rocken, |
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und vergeßne Töne stocken |
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im verlassenen Spinette. |
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Immer noch liegt die Postille, |
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daß an ihrem Geist erfrische |
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jung und alt sich, auf dem Tische, |
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und der Spruch ob jener Nische |
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lautet: ›Es gescheh Dein Wille…‹ |
Details zum Gedicht „Im Stübchen“
Rainer Maria Rilke
3
15
76
nach 1891
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorgestellte Gedicht „Im Stübchen“ wurde von dem deutschsprachigen Dichter Rainer Maria Rilke verfasst. Rilke ist eins der bekanntesten Gesichter der literarischen Moderne und seine Werke stammen aus der Zeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Das Gedicht hinterlässt bei einem ersten Lesen einen starken Eindruck von Intimität und Besinnlichkeit. Es scheint ein klassischer Vertreter einer lyrischen Gattung zu sein, die sich der Beschreibung von Szenen in Innenräumen widmet. Durch den bewussten Fokus auf alltägliche Details, erzeugt Rilke eine Atmosphäre von Frieden und Geborgenheit.
Der Inhalt des Gedichts ist eine sinnliche und detailreiche Beschreibung eines kleinen Zimmers oder „Stübchens“. Das lyrische Ich gibt den Lesern Einblicke in den Raum und dessen Möbelstücke, die wie Erinnerungen oder Spuren vergangener Zeiten wirken. Es wirkt, als wollte das lyrische Ich die stille Lebendigkeit und den Zauber einfacher Dinge hervorheben, die durch die Ruhe und Intimität des Raums sichtbar werden.
Was die Form betrifft, so besteht das Gedicht aus drei fünfzeiligen Strophen. Es hat ein regelmäßiges Reimschema von ABABB und scheint im Pentameter verfasst zu sein. Diese strukturierte und geordnete Form passt gut zur ruhigen Atmosphäre des Gedichts.
Die Sprache von Rilke in „Im Stübchen“ ist geprägt durch eine hohe Dichte an konkretisierten Bildern und Metaphern. Er vermittelt durch sie eine sinnliche, fast greifbare Darstellung des Raumes und seiner Objekte, wodurch er dem Leser eine intime und persönliche Annäherung an das dargestellte Szenario ermöglicht. Die Verwendung von altertümlichen Ausdrücken und spezifischen Referenzen (wie 'Stockuhr', 'Silhouette', 'Postille') erzeugt eine nostalgische, fast zeitlose Stimmung, die mit der thematisierten Vergänglichkeit des Raumes und seinen Bewohnern korrespondiert.
Insgesamt betrachtet ist „Im Stübchen“ ein Gedicht, das den Zauber des Alltäglichen und der Stille zelebriert. Es lädt den Leser dazu ein, in den Raum einzutreten, und bietet ihm die Möglichkeit, in der Betrachtung von Einfachheit und vergangener Zeit einen Moment der Ruhe und Besinnlichkeit zu finden.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Im Stübchen“ des Autors Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Im Zeitraum zwischen 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 76 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 15 Versen. Die Gedichte „Advent“, „Allerseelen“ und „Als ich die Universität bezog“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Zum Autor des Gedichtes „Im Stübchen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.
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