Im Park von Joachim Ringelnatz

Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen Baum
Still und verklärt wie im Traum.
Das war des Nachts elf Uhr zwei.
Und dann kam ich um vier
Morgens wieder vorbei,
Und da träumte noch immer das Tier.
 
Nun schlich ich mich leise – ich atmete kaum –
Gegen den Wind an den Baum,
Und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips.
10 
Und da war es aus Gips.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Im Park“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Park“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz ist vor allem für seine humoristische und absurde Lyrik bekannt und das hier vorgestellte Werk kann in seiner Schaffensphase zwischen den beiden Weltkriegen, vermutlich in den 1920er oder 30er Jahren, eingeordnet werden.

Der erste Eindruck beim Lesen des Gedichtes ist eine Atmosphäre des Nachts, der Stille und der Ruhe. Das „ganz kleine Reh“ am „ganz kleinen Baum“ erzeugt eine fast märchenhafte, idyllische Stimmung. Der Leser gleitet in eine nächtliche Szene hinein und erlebt den Zauber eines scheuen Wildtiers im Schlaf.

Vom Inhalt her betrachtet, erzählt das Gedicht von einer Begegnung des lyrischen Ichs mit einem scheinbaren Reh im Park. Zunächst geht das lyrische Ich davon aus, dass es sich bei dem Reh um ein echtes, schlafendes Tier handelt. Wenn es jedoch zurückkehrt und das Reh berührt, stellt es fest, dass es aus Gips ist. Dieses überraschende Ende bricht mit den Erwartungen, kreiert einen humoristischen Effekt und zaubert ein Lächeln auf das Gesicht des Lesers. Das lyrische Ich könnte mit dieser Geschichte auf den Schein und die Täuschung hinweisen, auf die Illusionen, die man sich selbst manchmal macht.

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen - eine sechszeilige und eine vierzeilige - und folgt keinem standardisierten Reimschema. Bei der Sprache setzt Ringelnatz auf eine einfache, direkte Wortwahl und kurze Verse. Die Wiederholung des Wortes „ganz klein“ betont einerseits die Idylle und Unscheinbarkeit der Szene, unterstreicht aber andererseits auch den humoristischen Ton, besonders im Kontext des absurden Endes. Im Ganzen ist „Im Park“ ein typisches Beispiel für Ringelnatz' Fähigkeit, eine Alltagssituation mit Humor und Witz darzustellen und den Leser gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Im Park“ des Autors Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1933 zurück. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 66 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 10 Versen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Park“ weitere 560 Gedichte vor.

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