An den Mann im Spiegel von Joachim Ringelnatz

Du bist ein krummer, dummer Hund!
Und hast es doch so gut gehabt,
Bist gar nicht reich und bist gesund,
Auch großenteils nicht unbegabt.
 
Du altes Schwein im Trüffelbeet,
Weißt du auch stets, wie gut’s dir geht?
 
Du, spring nicht über Schranken,
Die höher, als du selbst bist, sind.
Vergiß nie, täglich wie ein Kind
10 
Für alles tief zu danken.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „An den Mann im Spiegel“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
61
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorgestellten Gedichts ist Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist aus der Weimarer Republik. Geboren am 7. August 1883 und gestorben am 17. November 1934, fällt sein Schaffen in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, in eine Zeit großer politischer und gesellschaftlicher Veränderungen.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass der Autor, das lyrische Ich, harsche, fast beleidigende Worte an den „Mann im Spiegel“ richtet - sich also, wenn man es metaphorisch betrachtet, selbst. Dieser direkte, selbstironische Ton ist typisch für Ringelnatz' Arbeit.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um eine kritische, aber auch humorvolle Selbstbetrachtung und -beurteilung. Das lyrische Ich identifiziert seine Mängel und Unzulänglichkeiten, anerkennt aber gleichzeitig sein Glück und seine Fähigkeiten. Es fordert sich selbst auf, die eigenen Grenzen zu akzeptieren („Du, spring nicht über Schranken, / Die höher, als du selbst bist, sind.“) und Dankbarkeit zu üben („Vergiß nie, täglich wie ein Kind / Für alles tief zu danken.“).

Formal betrachtet, besteht das Gedicht aus drei Strophen von unterschiedlicher Länge (4, 2, 4 Verse) mit einem klaren, aber nicht durchgehend strikt befolgten Reimschema. Die Sprache ist einfach und direkte, geprägt von Alltagssprache und Volksmund ('krummer, dummer Hund', 'altes Schwein im Trüffelbeet') – wieder ein typisches Kennzeichen von Ringelnatz' Werk.

Zusammengefasst scheint das Gedicht eine Art Selbstermahnung zu sein: Eine Erinnerung daran, trotz aller menschlichen Fehler und Schwächen sich seiner Privilegien bewusst zu sein, realistisch zu bleiben und Dankbarkeit zu zeigen. Dabei schwingt auch eine gewisse Melancholie mit, die das Gefühl des Unbehagens gegenüber der eigenen Unvollkommenheit ausdrückt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An den Mann im Spiegel“ ist Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1928. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 61 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Zum Autor des Gedichtes „An den Mann im Spiegel“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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