Im Morgenrot von Klabund

Faß fest dein Roß am Zügel,
Der Morgen ist erwacht!
Stumm hinter jenem Hügel
Entgleitet schon die Nacht.
Sie läßt noch einmal dunkel
Die blauen Schleier wehn –
Bald wird des Tags Gefunkel
In Blut und Rosen stehn.
 
Wem pflücke ich die Blüten,
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Die mir der Tag verspricht?
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O mag uns Gott behüten
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Vor allzuvielem Licht!
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Dies Herz, dem Feind geboten,
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Dies Herz kennt keinen Tod –
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Da es in ewig roten
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Unendlichkeiten loht.
 
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Mein Mädchen, denkst du deines
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Freundes in der Schlacht?
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Dein wildes Herz, o wein es
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Verzweifelt in die Nacht.
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Die Tränen werden regnen
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Und trommeln auf mein Zelt.
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Ich will den Frieden segnen,
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Der bei dir Wache hält ...
 
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Noch glühen allenthalben
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Die Rosen rot und tief!
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Noch flattern hoch die Schwalben,
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Da kein Gewitter rief.
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Wir jubeln und wir hoffen
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Und haben festen Stand –
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Weit steht der Himmel offen:
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Freiheit und Vaterland!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Im Morgenrot“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
144
Entstehungsjahr
1916
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Morgenrot“ stammt von dem Dichter Klabund, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wirkte.

Bei dem ersten Eindruck wirkt das Gedicht recht positiv und hoffnungsvoll, was durch die wiederholten Verweise auf das erwachende Licht, das „Gefunkel des Tags“ und das „Morgenrot“ unterstrichen wird. Es gibt jedoch auch düstere und besorgte Untertöne, insbesondere in Bezug auf den Krieg („Freundes in der Schlacht“) und mögliche Verluste („vor allzuvielem Licht“).

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich den Anbruch eines neuen Tages und die Aufbruchsstimmung, die damit verbunden ist. Es gibt jedoch auch Hinweise auf bevorstehende Gefahren oder Herausforderungen („Der Morgen ist erwacht“). Das lyrische Ich scheint einem geliebten Mädchen gegenüber sentimentale Gefühle zu äußern und drückt gleichzeitig Hoffnungen und Ängste - möglicherweise aufgrund eines bevorstehenden Kriegs - aus.

Was die Form und Sprache anbelangt, so besteht das Gedicht aus vier Strophen, jede mit acht Versen. Dies trägt zu einem gleichmäßigen Rhythmus und einem Gefühl von Ordnung bei. Die Sprache ist recht bildhaft und poetisch, mit vielen lebendigen Beschreibungen und Metaphern - wie „die blauen Schleier“ der Nacht und „Rosen rot und tief“. Es gibt auch eine Reihe von religiösen Anspielungen (wie „Gott behüten“ und „Ich will den Frieden segnen“), die das Gedicht in einen größeren moralischen und spirituellen Kontext setzen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Klabunds „Im Morgenrot“ ein Gedicht ist, das einerseits die Freude und das Potential eines neuen Tages beschreibt, andererseits aber auch über die Unsicherheit und das Risiko von Verlust und Krieg reflektiert. Es zeigt einen starken Kontrast zwischen Optimismus und Realismus, insbesondere mit Blick auf die damaligen Zeiten, die von politischen Umbrüchen und Kriegsängsten geprägt waren.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Im Morgenrot“ des Autors Klabund. Klabund wurde im Jahr 1890 in Crossen an der Oder geboren. 1916 ist das Gedicht entstanden. In München ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 144 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Bauz“, „Berliner Ballade“ und „Berliner Mittelstandsbegräbnis“. Zum Autor des Gedichtes „Im Morgenrot“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 139 Gedichte vor.

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