Im Mai kam ein Freier von Robert Burns

Im Mai kam ein Freier herunter das Thal
Und wollte die Ruhe mir rauben;
Ich sagte, ich haßte die Männer zumal
Er möcht’ mir, zum Teufel, doch glauben, doch glauben,
Er möcht’ mir zum Teufel doch glauben!
 
Er sagte, mein Auge hätt’s an ihm gethan,
Er stürbe für mich mit Vergnügen;
Ich sprach: er mög’ sterben, was ging’ das mich an, –
Vergieb mir, mein Himmel, das Lügen, das Lügen,
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Vergieb mir, mein Himmel, das Lügen!
 
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Ein freundliches Gut und er selber der Herr –
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Er fragte, ob das mir würd’ frommen. –
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Ich sagte, daß Alles mir gleichgültig wär’ –
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Doch dacht’: ’s würden Schlecht’re noch kommen, noch kommen
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Doch dacht’: ’s würden Schlecht’re noch kommen.
 
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Es mochte wohl acht bis neun Tage her sein,
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Da ward ihm das Sprechen zu sauer.
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Er ging zu Tant’ Bessie und ließ mich allein
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Und legt’ sich bei ihr auf die Lauer, die Lauer,
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Und legt’ sich bei ihr auf die Lauer.
 
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Wie wurde mir bang, als er wirklich nun fort –
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Ich mußt’ meine Tante ’mal sehen;
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Ich fand meinen Freier natürlich noch dort,
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Und schrie, wie wenn ’nen Geist ich gesehen, gesehen
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Und schrie, wie wenn ’nen Geist ich gesehen.
 
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Doch über die Schulter sah lieb ich ihn an,
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Die Frauen, die lachten bei’m Rädchen,
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Mein Freier, der wankte, als wär’ er im Thran
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Und schwur: ich sei wieder sein Mädchen, sein Mädchen
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Und schwur: ich sei wieder sein Mädchen.
 
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Ich fragte die Tante gar lieblich und süß,
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Wie’s wäre mit ihrem Schwerhören,
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Und ob ihr noch immer so frören die Füß’ –
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Mein Gott! Fing er da an zu schwören, zu schwören!
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Mein Gott! Fing er da an zu schwören!
 
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Er schwur und er bat, ich möcht’ werden sein Weib,
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Sonst würden ihn tödten die Sorgen;
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Und so, zu erhalten den blühenden Leib,
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Ich denke, ich nehm’ ihn nur morgen , nur morgen,
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Ich denke, ich nehm’ ihn nur morgen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Im Mai kam ein Freier“

Autor
Robert Burns
Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
319
Entstehungsjahr
1795
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Mai kam ein Freier“ wurde von Robert Burns verfasst. Burns ist ein schottischer Dichter, der vom 25. Januar 1759 bis zum 21. Juli 1796 lebte. Seine Werke sind oft in den Kontext der Romantik eingebettet, und auch dieses Gedicht spiegelt diese literarische Epoche wider.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen humorvollen und leichten Eindruck, die Situation scheint fast komisch. Es handelt sich um die Begegnung zwischen dem lyrischen Ich, wahrscheinlich einer jungen Frau, und einem Freier, der um ihre Hand anhält. Trotz seines Bemühens lehnt die Protagonistin ihn zunächst ab, bringt aber zum Ausdruck, dass sie dies nicht ganz ehrlich tut. Als der von ihr abgewiesene Freier dann ihre Tante umschwärmt, wird ihr bewusst, wie sehr sie ihn eigentlich mag. Am Ende des Gedichts scheint sie sich also doch für ihn zu entscheiden.

Das lyrische Ich in diesem Gedicht zeigt sich zunächst als stark und unabhängig, distanziert sich von den Avancen des Freiers. Sie spielt ihre Gefühle herunter und gibt vor, keine Notwendigkeit oder ein verlangen nach einer Ehe zu haben. Aber diese harte Fassade beginnt zu bröckeln, als sie sieht, wie der Freier bei ihrer Tante landet. Die anfängliche Indifferenz verwandelt sich in Eifersucht und das Bedürfnis nach Zuneigung. Dies spiegelt menschliche Natur und Emotionen wider und liefert eine humorvolle Darstellung einer Liebesgeschichte.

In Bezug auf die Form ist das Gedicht in acht Strophen organisiert, mit je fünf Versen in jeder Strophe. Die Sprache ist einfach und leicht verständlich, mit einem Hauch von Ironie und Humor. Eine Besonderheit des Gedichts ist der Einsatz von Wiederholungen wie „doch glauben, doch glauben“ oder „das Lügen, das Lügen“, die eine Art Echo-Effekt erzeugen und zur humorvollen Atmosphäre des Gedichts beitragen.

Insgesamt ist Robert Burns‘ „Im Mai kam ein Freier“ ein unterhaltsames und humorvolles Gedicht, das eine einfache, aber eindrucksvolle Geschichte über Liebe und menschliche Gefühle erzählt. Es zeigt, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint und wie schnell sich Gefühle ändern können, wenn die Umstände sich verändern.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Im Mai kam ein Freier“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Robert Burns. Im Jahr 1759 wurde Burns in Alloway (Ayrshire) geboren. Im Jahr 1795 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Klassik zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 319 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 40 Versen. Der Dichter Robert Burns ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Waldlerche“, „An einen Kuß“ und „Betrog’ner Bursch“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Mai kam ein Freier“ weitere 101 Gedichte vor.

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