Im Kreuzgang von Loretto von Rainer Maria Rilke

Still ist es in dem Kreuzgang, in dem alten,
wo über krausen Säulenarabesken
herniederschaun aus halbverwischten Fresken
geheimnisvolle Heiligengestalten.
 
Wo eine Wachsmadonna, die man zeiht
so manchen gnadenvollen Heilmirakels,
prangt hinterm grauen Glas des Tabernakels
im silberübersäten Seidenkleid.
 
Spannt über Blättergold Spätsommerhaar
10 
sich draußen auch im Klosterhof Lorettos, –
11 
vor einem Bild im Stile Tintorettos
12 
steht selig still ein junges Liebespaar.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Im Kreuzgang von Loretto“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
60
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Kreuzgang von Loretto“ stammt vom Prager Dichter Rainer Maria Rilke, der von 1875 bis 1926 lebte. Rilke ist ein bedeutender Vertreter der literarischen Moderne und seine Werke lassen sich etwa um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert datieren.

Das Gedicht vermittelt dem Leser zunächst einen Eindruck von Stille und Mystik, der durch die Beschreibung des alten Kreuzgangs und der Heiligendarstellungen verstärkt wird. Ebenso wird ein Gefühl von Ehrfurcht und Andacht erzeugt, das durch die Schilderung der Wachsmadonna hervorgerufen wird.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um eine Szenerie im Kreuzgang von Loretto. Der Ort wird als still, alt und geheimnisvoll beschrieben, geprägt von den Fresken von Heiligen und einer Wachsmadonna, die Zeichen von Wundern ist. Ein junges Liebespaar, das vor einem Bild im Stil des venezianischen Malers Tintoretto steht, rundet die Szene ab. Es scheint, dass das lyrische Ich die Stille, die Andacht und die Schönheit des Ortes hervorheben möchte. Ein Ort, der Geschichte, Kunst und Religion in sich vereint und gleichzeitig Raum für menschliche Emotionen und Momente – wie die stillvergessene Liebe des jungen Paares – bietet.

Bei der Analyse von Form und Sprache fällt die dreistrophige Form des Gedichts auf, die jeweils aus vier Versen besteht. Es wird ein deutlicher, ruhiger Rhythmus eingehalten, passend zur beschriebenen Stimmung. Die Verbundenheit zwischen Natur (Säulenarabesken, Blättergold, Spätsommerhaar) und den dargestellten sakralen Elementen kreiert eine Atmosphäre des Heiligen, welche durch die feine, bildhafte Sprache Rilkes verstärkt wird. Insbesondere die Benutzung von Adjektiven wie „still“, „geheimnisvoll“ und „selig“ verstärkt die mystische und andächtige Stimmung des Gedichts. Indem er die Beschreibung des jungen Liebespaares in den Kontext der religiösen Darstellungen setzt, bringt Rilke zum Ausdruck, dass Liebe ein ebenso wichtiges und heiliges Element des menschlichen Daseins ist.

Weitere Informationen

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Im Kreuzgang von Loretto“. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. Im Zeitraum zwischen 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 60 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend“ und „Abend in Skaane“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Kreuzgang von Loretto“ weitere 338 Gedichte vor.

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