Im Jahre 19000 von Christian Morgenstern

Die Ameisen oder Emsen
sind so weit jetzt, daß sie Gemsen
sich als Sklaven halten (aus
Gründen ihres Körperbaus).
 
Da sie selber sehr viel kleiner,
so bedienen sie sich einer
Gemse oder zweier Gemsen
zu Gebirgspartien, die Emsen.
 
Ist sodann ein Adlernest
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abgesucht bis auf den Rest,
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gehn sie endlich, zog der Weih
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schon den Ameisbären bei,
 
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wieder ihm aus Horst und Rock –
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und besteigen ihren Bock,
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der sie, wie ein Stein, der springt,
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heim zu ihrem Hügel bringt.
 
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Angepflöckt, so stehn die Gemsen
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in der Nähe dort der Emsen,
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bei den Läusen u. s. w.
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und verwünschen ihre Reiter.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Im Jahre 19000“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
100
Entstehungsjahr
nach 1887
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Jahre 19000“ wurde von Christian Morgenstern verfasst, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1871 bis 1914 lebte. Dem Titel nach zu urteilen, entwirft der Autor eine Vorstellung von der Fernen Zukunft.

Beim ersten Lesen fallen die abwegigen und humorvollen Ideen des lyrischen Ichs auf. Das Gedicht wirkt sehr absurde und fast wie aus einer anderen Welt. Dies trägt zur Faszination und dem ungewöhnlichen Charme des Gedichts bei.

Inhaltlich beschreibt Morgenstern ein absurdes Szenario: Ameisen - hier Emsen genannt -halten sich Gemsen, alpinen Antilopen, als Sklaven. Der Grund dafür ist ihr kleinerer Körperbau. Die Ameisen nutzen die Gemsen für Bergtouren und zum Durchsuchen von Adlernestern. Nach getaner Arbeit kehren sie auf dem Rücken der Gemsen, die als Böcke bezeichnet werden, zu ihrem Hügel zurück. Am Ende des Gedichts bleiben die Gemsen angebunden in der Nähe der Ameisen stehen und verfluchen ihre Reiter.

Die Aussage dieses lyrischen Ichs wirkt einerseits kritisch in Bezug auf Macht und Unterdrückung: Die Gemsen sind deutlich größer und stärker als die Ameisen, werden aber dennoch von diesen kontrolliert und ausgenutzt. Andererseits könnte man eine satirische Aufforderung an die Menschheit erkennen, sich nicht zu sehr ihrer eigentlichen Natur zu entfernen und nicht das Streben nach Macht und Kontrolle zur Norm werden zu lassen.

Das Gedicht besteht aus fünf vierzeiligen Strophen, die alle das gleiche Metrum und Reimschema (abcb) aufweisen. Die Sprache ist klar und prägnant, der Ton eher humorvoll und leicht. Morgenstern spielt mit den wörtlichen und übertragenen Bedeutungen der Wörter und kreiert so ein Bild, das auf den ersten Blick absurd, bei genauerem Hinsehen aber reich an Bedeutungen ist. Dafür ist Morgenstern in seiner literarischen Arbeit bekannt, er gehört zu den bekanntesten Vertretern der absurden Dichtung.

Weitere Informationen

Christian Morgenstern ist der Autor des Gedichtes „Im Jahre 19000“. Der Autor Christian Morgenstern wurde 1871 in München geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1887 und 1914. In Zürich ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 100 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Morgenstern sind „An eine Freundin“, „Anto-logie“ und „Bedenke, Freund, was wir zusammen sprachen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Jahre 19000“ weitere 189 Gedichte vor.

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