Im Ilsethal von Theodor Fontane
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Hier möcht’ ich wo hüpfend die Wellen |
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Sich stürzen vom Felsgestein, |
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Hier unter dem blauenden Himmel |
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Im Frühling geboren sein. |
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Dann hätte sich, statt eines Priesters, |
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Sobald ich die Sonne erblickt, |
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Die hehre, göttliche Schöpfung |
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Zu meiner Taufe beschickt. |
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Es hätte sich über dem Täufling |
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Gewölbt des Himmels Dom, |
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Die Bäume hätten gerauschet |
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Wie leiser Orgelstrom. |
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Es wäre darinnen erklungen |
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Der Vögel Melodei; |
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Die Felsen hätten gestanden |
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Als ernste Zeugen dabei. |
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Ein Felsblock hätte mich sicher |
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In seinem weiten Schooß |
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Wohl über die Taufe gehalten, |
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Umhüllt von duftigem Moos. |
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Es hätte der Kuß der Sonne |
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Die Stirne mir gesengt, |
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Und mit dem Wasser der Taufe |
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Die Ilse mich besprengt. |
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Die Felsen hätten geschworen |
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Den felsenfesten Schwur: |
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Im Glauben mich groß zu ziehen |
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An Gott in der Natur. |
Details zum Gedicht „Im Ilsethal“
Theodor Fontane
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127
1851
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Im Ilsethal“ ist von Theodor Fontane, einem bedeutenden Vertreter des Realismus, der im 19. Jahrhundert lebte und schrieb. Seinem Werk liegt oft ein starkes Natursujet zugrunde.
Beim ersten Eindruck fällt die Intimität und tiefe Verbundenheit des lyrischen Ichs mit der Natur auf. Die sprachliche Ästhetik und die romantischen Bilder der Natur und des Frühlings geben dem Gedicht eine harmonische, fast idyllische Atmosphäre.
Im Inhalt des Gedichtes geht es um das Wunschdenken des lyrischen Ichs, im Frühling im Ilsethal, einem natürlichen und wilden Ort, geboren worden zu sein. Es drückt den Wunsch aus, dass anstatt eines Priesters, die Natur selbst an seiner Taufe teilgenommen hätte und beschreibt dabei sehr bildhaft, wie dieser Prozess aussehen könnte: Der Himmel wölbt sich als Dom, Bäume rauschen wie eine Orgel, Vögel singen Melodien und Felsen stehen als Zeugen bei. Ein Felsblock hält das lyrische Ich sicher und die Sonne küsst seine Stirn. Gleichzeitig wird es mit dem Wasser der Ilse getauft. Die Felsen schwören, dass sie das lyrische Ich im Glauben an Gott in der Natur erziehen werden.
Formal ist das Gedicht in sieben gleich lange Strophen aufgeteilt, jede besteht aus vier Versen. Dies erzeugt eine gleichmäßige, ausgewogene Struktur im Gedicht. In Bezug auf die Sprache ist das Gedicht reich an bildhaften Beschreibungen und Metaphern, die einen starken Bezug zur Natur haben. Der poetische Stil des Gedichtes, die Wortwahl und der Bilderschatz weisen auf die Epoche der Romantik hin, in der die Natur oft als ein Ort der Flucht und als ein Zeichen der Göttlichkeit gesehen wurde. Diese Wertschätzung der Natur und die Verbindung von Mensch und Natur ist ein Hauptthema in Fontanes Gedicht und besonders in der Romantik sehr präsent.
Zusammenfassend ist „Im Ilsethal“ ein Gedicht, das die tiefe Verbundenheit zwischen dem Menschen und der Natur thematisiert. Es zeigt auf, wie das lyrische Ich sich eine natürliche, anstelle einer traditionellen religiösen Taufe vorstellt und wünscht. Dies illustriert die Wertschätzung Fontanes für die Natur und stellt eine typische Perspektive der Dichtung seiner Epoche dar, die Natur oft als ein Ort von Spiritualität und göttlicher Präsenz betrachtet.
Weitere Informationen
Theodor Fontane ist der Autor des Gedichtes „Im Ilsethal“. 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1851. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 127 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere Werke des Dichters Theodor Fontane sind „An Marie“, „An meinem Fünfundsiebzigsten“ und „Auf der Treppe von Sanssouci“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Ilsethal“ weitere 214 Gedichte vor.
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