Im Hurliberge von Heinrich Kämpchen

Der Hurliberg, der alte,
Ragt weit ins Land hinein,
Und wenn die Sonne strahlet,
Umglüht ihn gold’ner Schein.
 
Dort wohnt die graue Sage
Und hält getreulich Hut
Beim Schatze, der im Hurli
Wer weiß wie lange ruht.
 
Einst hat der Wichtelkönig
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Ihn tief darin versenkt,
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Als er von bösen Menschen
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In seinem Recht gekränkt.
 
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Doch wer die Stund’ erpasset
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Und kennt das Zauberwort,
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Dem tut sich auf die Halle
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Im grauen Felsen dort.
 
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Der sieht Geräte silbern
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Und gülden ohne Zahl,
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Und kann davon sich wählen
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Ganz frei nach eig’ner Wahl.
 
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Ein Hirt’ vor vielen Jahren
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Erschaute diese Pracht,
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Doch in der Gier des Wählens
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Hat er der Zeit nicht acht.
 
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Die Stunde ist verronnen,
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Zu spät gemahnt’s ihn dran –
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Umsonst sein Fleh’n und Pochen,
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Ihn hält der Zauberbann.
 
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Er muß im Berg verharren,
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So lautet das Gebot,
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Bis ihn ein and’rer wieder
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Befreit aus seiner Not.
 
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Und wer in stillen Nächten
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Am Hurliberge geht,
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Hört oft ein fernes Tönen,
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Wie halb vom Wind verweht.
 
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Es klingt wie dumpfes Klagen
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Aus tiefer Bergeskluft –
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Das ist der arme Hirte,
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Der nach Erlösung ruft.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Im Hurliberge“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
187
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Hurliberge“ stammt von Heinrich Kämpchen, einem deutschsprachigen Schriftsteller, der von 1847 bis 1912 lebte. Das Werk ist demnach der Epoche des Realismus (1845-1890) zuzuordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts weckt Assoziationen zu Volks- und Märchenerzählungen. Es besitzt einen erzählenden Charakter und entführt in eine Welt voller Sagen und Legenden.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um einen Berg namens „Hurliberg“, der inmitten des Landes steht und besonders hervorgehoben wird, wenn die Sonne scheint. Auf diesem Berg scheint etwas von großem Wert versteckt zu sein, das von einer grauen Sage gehütet wird. Ein Wichtelkönig hat einen Schatz tief im Berg versteckt, als er sich von den Menschen ungerecht behandelt fühlte. Nur wer den rechten Moment und das magiche Wort kennt, dem öffnet sich der Zugang zu einer Halle gefüllt mit goldenen und silbernen Gerätschaften. Ein Hirt hat einst diesen Reichtum erblickt, war jedoch von der Gier so geblendet, dass er die Zeit vergaß. Der Bann der Zeit hielt ihn gefangen und nur ein anderer kann ihn befreien. Bei stillen Nächten hört man seinen Ruf zur Erlösung aus der Ferne.

Die Form des Gedichts ist strukturiert und folgt einem stringenten Reimschema (Kreuzreim). Die Sprache ist bildhaft und mit vielerlei Metaphern durchzogen, die dem Leser die Sage um den Hurliberg und den im Berg gefangenen Hirten nahebringen. Der Berg als solches, dient hier als Sinnbild für ein Mysterium, das nur von wenigen entdeckt und genutzt werden kann. Des Weiteren verdeutlichen die wiederkehrenden Verweise auf Gold („gülden“, „gold’ner Schein“), Silber und Reichtum die Verlockung, die von dem proverbialen „Schatz“ auf dem Berg ausgeht. Die Figur des Wichtelkönigs verleiht dem Gedicht einen märchenhaften und mythischen Charakter.

Die Verwendung solcher volkskundlicher Elemente war typisch für die Epoche des literarischen Realismus, in der Kämpchen schrieb. Es wurden oft lokale und regionale Geschichten, Legenden und Ereignisse in poetischer Form festgehalten und veröffentlicht.

Weitere Informationen

Heinrich Kämpchen ist der Autor des Gedichtes „Im Hurliberge“. Im Jahr 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Im Jahr 1909 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Bochum. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 187 Worte. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Am Weinfelder Maar“, „Am goldenen Sonntag“ und „An Annette von Droste-Hülshoff“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Hurliberge“ weitere 165 Gedichte vor.

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