Im Herbst von Rainer Maria Rilke

1	Ein Riesenspinngewebe, zieht
2	Altweibersommer durch die Welt sich; –
3	und der Laurenziberg gefällt sich
4	im goldig-bräunlichen Habit.
5	Weil er so mild herübersieht,
6	sucht müd, gestützt auf Strahlenkrücken,
7	die Sonne hinter seinem Rücken
8	schon frühe ihr Valladolid.

Details zum Gedicht „Im Herbst“

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Im Herbst“ und stammt von dem bekannten Schriftsteller und Lyriker Rainer Maria Rilke (* 4. Dezember 1875, † 29. Dezember 1926). Da Rilke zu den bedeutendsten Lyrikern der literarischen Moderne gezählt wird, kann das Gedicht zeitlich in den Zeitraum des beginnenden 20. Jahrhunderts eingeordnet werden.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht eher ruhig und beschaulich. Es macht den Eindruck, als wäre der Herbst in vollem Gange und laufe langsam seinem Ende zu.

Im Groben kann man den Inhalt des Gedichts so zusammenfassen, dass das lyrische Ich die Landschaft und das Jenseits in der herbstlichen Jahreszeit beschreibt. Es nutzt dabei metaphorische und bildhafte Sprache, um diesen Eindruck zu erwecken. So ist schon im ersten Vers von einem „Riesenspinngewebe“ die Rede, was eine Anspielung auf das Phänomen des Altweibersommers ist. Der Altweibersommer ist ein Aspekt der Herbsterfahrung, bei dem spinnwebähnliche Fäden durch die Luft schwirren, was hier aufgenommen und erweitert wird.

Die Bezugnahme auf den „Laurenziberg“ im dritten Vers könnte ein Indikator für eine konkrete geografische Ortschaft sein, doch im Kontext des Gedichts scheint es eher eine symbolische Landschaft zu sein, die durch ihre herbstliche Farbgebung gekennzeichnet ist. Im zweiten Vers wiederum ist die „Sonnen“ erwähnt, die metaphorisch auf Strahlenkrücken gestützt ist, was auf ihre schwächende Kraft in der herbstlichen Zeit hindeutet.

Sprachlich erzeugt Rilke durch die Verwendung von eher ungebräuchlichen Wörtern wie „Spinngewebe“, „Habit“ oder „Valladolid“ eine besondere Atmosphäre und Stimmung. Durch die starke Betonung von Bildern und Metaphern ergibt sich insgesamt ein dichtes und malerisches Bild der herbstlichen Landschaft.

Die Form des Gedichts ist durch ihre klassische Vierzeiligkeit gekennzeichnet. Es besteht aus zwei Strophen, die jeweils vier Verse umfassen. Auffällig sind dabei die vielen Enjambements, die den Lesefluss unterstützen und das Gedicht insgesamt sehr flüssig erscheinen lassen.

Insgesamt handelt es sich bei Rilkes „Im Herbst“ um ein lyrisches Naturgedicht, welches die Stimmung der herbstlichen Jahreszeit detailliert und malerisch einfängt und somit eine tiefe Verbundenheit und Wertschätzung für die Natur zum Ausdruck bringt. Dank der expressiven und präzisen Sprache Rilkes wird der Leser eingeladen, sich in diese herbstliche Atmosphäre einzufühlen und sie zu erleben.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Im Herbst“ des Autors Rainer Maria Rilke. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1891 und 1926. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 35 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 8 Versen. Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Adam“, „Advent“ und „Allerseelen“. Zum Autor des Gedichtes „Im Herbst“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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