Im Erkerstübchen von Rainer Maria Rilke

Nicht zu sehn das Alltagstreiben,
flieh ich – wie wenn ich ein Strauß wär –
in das alte, alte Haus her;
lang dann seh ich nicht hinaus mehr
durch die breit verbleiten Scheiben.
 
Schlichtheit war der Väter Aussaat,
Glück die Frucht, die sie gefunden;
sitz so träumend manche Stunden
dort im Polsterstuhl, im runden,
10 
mitten in Urväterhausrat.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Im Erkerstübchen“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
55
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Erkerstübchen“ wurde von Rainer Maria Rilke (* 4. Dezember 1875, † 29. Dezember 1926) verfasst und kann daher um das späte 19./ frühe 20. Jahrhundert zeitlich eingeordnet werden.

Der erste Eindruck beim Lesen des Gedichts weist auf eine ruhige, nostalgische Atmosphäre hin. Das lyrische Ich entzieht sich dem alltäglichen Trubel und zieht sich zurück in ein altes Haus, welches ihm als Zufluchtsort dient.

In einfachen Worten gesagt, flieht das lyrische Ich vor dem Alltag und Anforderungen der modernen Welt. Es sucht Ruhe und Geborgenheit in einem alten Haus, welches voller Traditionen und Erinnerungen zu sein scheint. Dabei wird von einer einfachen Lebensweise der Vorfahren erzählt, die eine glückliche Existenz mit sich brachte. Das lyrische Ich ist fasziniert von dieser schlichten Lebensweise und reflektiert und träumt darüber, eingehüllt in die Stille des alten Hauses.

Des Weiteren erkennt man an der Form des Gedichts eine relativ simple Struktur. Es besteht aus zwei Strophen, die jeweils aus fünf Versen bestehen. Die Verwendung von Reimen unterstreicht die ruhige Atmosphäre des Gedichts und fügt sich gut in das Thema der Einfachheit und Schlichtheit ein.

Die Sprache und Wortwahl des Gedichts ist einfach und direkt, was das Thema unterstreicht. Zudem verwendet Rilke einige Bilder, wie „flieh ich – wie wenn ich ein Strauß wär –“, was den Wunsch nach Flucht und Isolation darstellt, und „Schlichtheit war der Väter Aussaat, Glück die Frucht, die sie gefunden“, um das einfache und glückliche Leben der Vorfahren zu betonen. Insgesamt ergibt sich aus all diesen Elementen das Bild eines lyrischen Ichs, das sich nach einer einfachen, vergangenen Zeit sehnt, in dem das Glück nicht mit materiellen Werten gemessen wurde.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Im Erkerstübchen“ ist Rainer Maria Rilke. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1891 und 1926. Frankfurt am Main ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 55 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Allerseelen“, „Als ich die Universität bezog“ und „Am Kirchhof zu Königsaal“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Erkerstübchen“ weitere 338 Gedichte vor.

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