Im Aquarium in Berlin von Joachim Ringelnatz

Aus tiefster Nacht alles Grauen
Im Funkel kindlicher Fernseligkeit.
Deine eigenen Augen schauen
Dich an durch tausendjährige Zeit.
 
Zwischen atmendem Stein und Mimose
Wandert und wundert, ohne Schrei,
Ohne Klage, das nicht seelenlose
Nur seelenblinde Vorbei.
 
Auch dein Herz ist stehengeblieben
10 
Und lauscht — du merkst es nicht —
11 
Auf etwas, was nie geschrieben
12 
Ist und was keiner spricht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Im Aquarium in Berlin“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
57
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Aquarium in Berlin“ ist von Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Das bedeutet, wir können dieses Gedicht zeitlich in die Epoche der Moderne einordnen, die von etwa 1890 bis 1945 reichte. Es ist eine Zeit des Wandels, geprägt von Krieg, Unsicherheit und brodelndem technologischen Fortschritt, Aspekte, die sich in der Lyrik dieser Zeit oft wiederspiegeln.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine sinnliche und surreale Darstellung des Erlebens des lyrischen Ichs in einem Aquarium zu sein. Es ist von beeindruckenden Bildern und starken Emotionen geprägt und ruft gleichzeitig eine Stimmung von Einsamkeit, Staunen und melancholischer Reflexion hervor.

Im Inhalt geht es um ein lyrisches Ich, das sich im Aquarium in einer tiefen Nacht befindet und dabei eine fast mystische Erfahrung macht. Es sieht sich selbst durch die Augen der Unterwassertiere an, es wandert und bewundert wortlos die Umgebung, es fühlt sein Herz stehenbleiben und lauscht auf das Unausgesprochene und Ungeschriebene, das es nicht wahrnehmen kann.

Die Form des Gedichts ist eine traditionelle Strophenform mit je vier Versen, was Klarheit und Beständigkeit vermittelt, möglicherweise im Gegensatz zum zentralen Thema des Gedichts - der Ambivalenz und dem Mysterium des Lebens. Die Sprache ist metaphorisch und bildreich, was zur Traumhaftigkeit der dargestellten Gegebenheiten beiträgt und das Gefühl der Isolation und der Selbstreflexion verstärkt.

Insgesamt scheint das lyrische Ich also zu versuchen, das unaussprechliche Geheimnis und die Schönheit des Lebens selbst in einer künstlichen und kontrollierten Umgebung wie einem Aquarium zu erkennen und zu begreifen. Dies kann als metaphorische Darstellung des menschlichen Strebens nach Verständnis und Bedeutung in einer komplexen und oftmals entfremdenden Welt gesehen werden. Dennoch scheint das lyrische Ich letztendlich zu erkenntnis, dass es immer noch blind und stumm gegenüber dem wahren Wesen des Lebens bleibt.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Im Aquarium in Berlin“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1932 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 57 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Zum Autor des Gedichtes „Im Aquarium in Berlin“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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