Im Anfang war die Nachtigall von Heinrich Heine
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„Im Anfang war die Nachtigall |
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Und sang das Wort: Züküht! Züküht! |
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Und wie sie sang, sproß überall |
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Grüngras, Violen, Apfelblüth. |
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„Sie biß sich in die Brust, da floß |
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Ihr rothes Blut, und aus dem Blut |
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Ein schöner Rosenbaum entsproß; |
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Dem singt sie ihre Liebesgluth. |
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„Uns Vögel all in diesem Wald |
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Versöhnt das Blut aus jener Wund’; |
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Doch wenn das Rosenlied verhallt |
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Geht auch der ganze Wald zu Grund.“ |
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So spricht zu seinem Spätzelein |
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Im Eichennest der alte Spatz; |
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Die Spätzin piepet manchmahl drein, |
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Sie hockt auf ihrem Ehrenplatz. |
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Sie ist ein häuslich gutes Weib |
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Und brütet brav und schmollet nicht; |
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Der Alte giebt zum Zeitvertreib |
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Den Kindern Glaubensunterricht. |
Details zum Gedicht „Im Anfang war die Nachtigall“
Heinrich Heine
5
20
108
1844
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Im Anfang war die Nachtigall“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Dichter der Romantik. Heine lebte von 1797 bis 1856 und seine Werke sind somit im Kontext des 19. Jahrhunderts zu betrachten.
Auf den ersten Eindruck wirkt dieses Gedicht wie ein naturverbundenes Märchen mit tiefer liegenden philosophischen und religiösen Aspekten. Diese Vermutung wird besonders in den Strophen 1 bis 3 ersichtlich, in denen der mythologische Charakter zusätzlich durch den Einsatz von altertümlicher Sprache betont wird.
Inhaltlich erzählt das Gedicht von der Schöpfungsgeschichte der Natur, in der die Nachtigall eine wichtige Rolle spielt. Laut der Erzählung beginnt alles mit der Nachtigall und ihrem Gesang, der Leben in Form von Grüngras, Veilchen und Apfelblüte hervorbringt. Sie verletzt sich sogar selbst, um aus ihrem eigenen Blut einen Rosenbaum entstehen zu lassen. Die Nachtigall symbolisiert somit die kreative, lebensspendende Macht.
Die Form des Gedichts ist in fünf gleich lange Strophen mit jeweils vier Versen unterteilt. Der Autor verwendet einen simplen, leicht verständlichen Sprachstil, wenngleich einige veraltete Ausdrücke verwendet werden, die seinem historischen Kontext geschuldet sind.
Die letzen beiden Strophen wechseln die Perspektive: Hier spricht der alte Spatz zu seinem „Spätzelein“ und es wird eine häusliche Szene im Nest dargestellt. Dies könnte die menschliche Gesellschaft symbolisieren, die von der Natur und ihrer Harmonie lernen kann. Der letze Vers, in dem der alte Spatz seinen Kindern „Glaubensunterricht“ gibt, könnte darauf hinweisen, dass Heine hier sowohl eine Anspielung auf die Schöpfungsgeschichte in der Bibel gibt, als auch die Rolle von Glauben und Religion hinterfragt, indem er diese in den Kontext einer Vogelperspektive stellt.
Zusammengefasst ist das Gedicht „Im Anfang war die Nachtigall“ von Heinrich Heine ein Werk, das in einer liebevoll beschriebenen Naturkulisse tiefere philosophische und religiöse Fragen aufwirft, insbesondere zur Schöpfung und zur Rolle des Menschen in der Welt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Im Anfang war die Nachtigall“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1844 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 108 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Heine sind „Ach, ich sehne mich nach Thränen“, „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“ und „Ahnung“. Zum Autor des Gedichtes „Im Anfang war die Nachtigall“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.
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