Ihr kennt ihn doch schon manches Jahr von Wilhelm Busch

Ihr kennt ihn doch schon manches Jahr,
Wißt, was es für ein Vogel war;
Wie er in allen Gartenräumen
Herumgeflattert auf den Bäumen;
Wie er die hübschen roten Beeren,
Die andern Leuten zugehören,
Mit seinem Schnabel angepickt
Und sich ganz lasterhaft erquickt.
 
Nun hat sich dieser böse Näscher,
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Gardinenschleicher, Mädchenhäscher,
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Der manchen Biedermann gequält,
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Am Ende selber noch vermählt.
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Nun legt er seine Stirn in Falten,
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Fängt eine Predigt an zu halten
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Und möchte uns von Tugend schwatzen.
 
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Ei, so ein alter Schlingel! Kaum
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Hat er ‘nen eignen Kirschenbaum,
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So schimpft er auf die Spatzen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Ihr kennt ihn doch schon manches Jahr“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht wurde von Wilhelm Busch verfasst, einem bekannten deutschsprachigen Dichter und Karikaturisten. Aufgrund seines Lebensdatums kann das Werk in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und somit in das Zeitalter des Realismus eingeordnet werden.

Beim ersten Lesen erweckt das Gedicht einen humorvollen und ironischen Eindruck. Es erzählt die Geschichte eines Vogels, der sich an den Beeren anderer Leute bedient hat, sich nun aber über die Unmoral anderer aufregt, jetzt wo er selbst Besitzer eines Kirschbaums ist.

Im Inhalt geht es also um einen Vogel, der vorher von den Gaben anderer Leute profitierte, sich aber jetzt, da er selbst Besitzer eines Baumes mit Früchten geworden ist, über andere aufregt, die sich nun seiner Früchte bedienen wollen. Es ist eine Kritik an Heuchelei und Doppelmoral: Erst selbst die Güter anderer nutzen und dann anderen die Nutzung der eigenen Güter verweigern wollen.

Das lyrische Ich nimmt hier eine kritische Position ein und kommentiert das Verhalten des Vogels spöttisch. Es zeigt damit auf die Scheinheiligkeit des Vogels und dessen Doppelmoral.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit einer variierenden Anzahl von Versen: acht, sieben und drei. Der Versbau ist überwiegend vierhebig mit Kreuzreimen, was dem Gedicht einen leichten, fast singenden Rhythmus verleiht. Die Sprache ist verständlich und der Duktus eher umgangssprachlich und humorvoll, was zum ironischen Ton des Gedichts beiträgt.

Zusammengefasst handelt es sich bei diesem Gedicht um eine humorvolle und ironische Kritik an Doppelmoral und Heuchelei, präsentiert in einer einfachen und leicht verständlichen Form und Sprache.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ihr kennt ihn doch schon manches Jahr“ des Autors Wilhelm Busch. 1832 wurde Busch in Wiedensahl geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1848 und 1908. Erscheinungsort des Textes ist Wiesbaden u. Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 95 Worte. Wilhelm Busch ist auch der Autor für Gedichte wie „Also hat es dir gefallen“, „Auf Wiedersehn“ und „Auf den Sonntag früh Morgen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ihr kennt ihn doch schon manches Jahr“ weitere 208 Gedichte vor.

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