An den König von Preussen Friedrich Wilhelm den Zweyten von Susanne von Bandemer

Vater des seligen Volks, welches im Schatten des Öhlbaums
Früchte des Friedens genießet, höre den zitternden Ton
Meines schwachen Gesanges; schüchtern singet die Muse,
Feuriger fühlet das Herz, fühlet die doppelte Wonne,
Welche der Anblick der Schwester, die dir den Bruder ersetzt,
 
An dem Tage dir einflößt, der sie der Erde geschenkt. –
Nicht die blendende Pracht, nicht die bezaubernden Feste,
Wie nur ein König sie giebt, dessen beseelender Wink
Alle Künste versammelt, alle Musen herbey lockt,
10 
Nicht die Welschen Gesänge, noch Melpomenens Spiel,
11 
Noch die Scherze Thaliens, oder das künstliche Feuer,
12 
Welches der Gatte Cytherens selber in Lemnos erfand,
13 
Oder im Ätna bereitet, hat mich so mächtig entzückt,
14 
Als die himmlische Wonne, welche dein Antlitz entdeckte,
15 
Da dich Gemahlinn und Schwester, da dich das englische Chor
16 
Liebender Kinder umgab, fröhlicher Neffen umringte.
17 
Diese Wonne genoß ich, diese besinge mein Lied! –
 
18 
Heil dem Tage, der uns Wilhelminen gegeben!
19 
Segen ist er den Völkern, welche die Freundschaft vereinet.
20 
Diese Tochter der Brennen ist nun Bataviens Stolz;
21 
Diese bringet dem Lande Frieden und dauerndes Glück;
22 
Diese vereinigt die Herzen, welche der Dämon getrennet,
23 
Der zum Verderben des Landes heilige Nahmen sich gab.
24 
Dreyfach sey sie gesegnet; dreyfach in deiner Umarmung,
25 
Allgeliebter Monarch! Jeder kommende Tag
26 
Sey ihr ein festlicher Tag, sey was der heutige ist!
27 
Preussens schützender Engel, streue Palmen und Rosen,
28 
Wenn sie sich von uns entfernt, auf den gesicherten Pfad,
 
29 
Wo ihr theurer Vermählter, voll von Sehnsucht und Liebe
30 
Ihre Zurückkunft erwartet. Folgt ihr, zärtliche Thränen!
31 
Folgt ihr, segnende Wünsche! Du nur, Bildniß der Fürstinn,
32 
Die wir verehren und lieben, ewig bleib’ uns zurück!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.5 KB)

Details zum Gedicht „An den König von Preussen Friedrich Wilhelm den Zweyten“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
263
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht wurde von Susanne von Bandemer verfasst, einer deutschen Dichterin des 18. und 19. Jahrhunderts. Ihre Werke lassen sich zumeist der Strömung des Sturm und Drang oder auch der Weimarer Klassik zuordnen. Dieses spezifische Gedicht richtet sich an König Friedrich Wilhelm den Zweyten von Preußen und wurde vermutlich während seiner Regierungszeit (1786-1797) geschrieben.

Das Gedicht macht auf den ersten Eindruck einen feierlichen und bewundernden Eindruck, geprägt von images of Frieden, Verehrung und Zuneigung. Der Inhalt des Gedichts scheint eine Hommage an König Friedrich Wilhelm, seine Schwester Wilhelmine und die Vereinigung der beiden Völker durch politische Bündnisse und Frieden zu sein. Das lyrische Ich betont die Freude und das Glück, das diese Vereinigung bringt und lobpreist den königlichen Herrscher dafür.

Das lyrische Ich scheint hohe Wertschätzung für den König und dessen Einfluss auf Frieden und Wohlstand des Volkes auszudrücken. Es preist die Monarchie und insbesondere den König für seine Führung, erwähnt aber auch die Rolle der Schwester des Königs, Wilhelmine, als Friedensstifterin und Verbindungsfigur zwischen zwei Völkern oder Nationen. Möglicherweise geht es um eine sogenannte Heiratspolitik, das heißt, Wilhelmines Ehe mit dem niederländischen Prinzen, die zu einer Festigung des Friedens und einer Stärkung der politischen Allianzen führte.

Formal betrachtet umfasst das Gedicht vier Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl und enthält keinen konkreten Reimschema. Es lässt sich als Ode interpretieren, eine Gedichtform, die häufig zur Feier von Personen oder Ereignissen verwendet wird. Dabei besticht das Gedicht durch seine melodische Sprache und seinen formellen Ausdruck. Diese Merkmale unterstreichen den feierlichen Charakter und den hohen Respekt des lyrischen Ichs für die angesprochenen Personen.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von Pathos und emotionaler Intensität, gepaart mit mythologischen Anspielungen und bildlichen Darstellungen. Es enthält zahlreiche Metaphern und Vergleiche sowie Anspielungen auf göttliche und königliche Macht. Darüber hinaus nutzt von Bandemer eine eher formelle und gehobene Sprache, um die Würde und das Ansehen des Königs und seiner Schwester zu unterstreichen.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „An den König von Preussen Friedrich Wilhelm den Zweyten“ ist Susanne von Bandemer. Im Jahr 1751 wurde Bandemer in Berlin geboren. Im Jahr 1802 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 263 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere Werke der Dichterin Susanne von Bandemer sind „An Karl Hadermann“, „An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789“ und „An Madame Unzelmann“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „An den König von Preussen Friedrich Wilhelm den Zweyten“ weitere 86 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Susanne von Bandemer (Infos zum Autor)

Zum Autor Susanne von Bandemer sind auf abi-pur.de 86 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.