Ich ward beschenkt für ein Gedicht von Joachim Ringelnatz

Unbekannt hat mir zugesandt:
Ein blondes Löckchen,
Eines früh verstorbenen Kindes Löckchen;
Leicht wie ein Schneeflöckchen,
Rührend wie ein Lämmerglöckchen
Aus Spielzeugsland.
 
„Dank einer Mutter“ stand
Als Unterschrift geschrieben.
 
Wenn wieder Weihnachten wird sein,
10 
Hängen an unsrem Baum nicht zwei
11 
Kinderlöckchen, nein diesmal drei.
12 
Eins davon von einem Engelein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Ich ward beschenkt für ein Gedicht“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
49
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ich ward beschenkt für ein Gedicht“ ist vom deutschen Schriftsteller Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte und der Epoche des Expressionismus zugeordnet wird.

Dem ersten Eindruck nach handelt es sich um ein sehr persönliches und emotionales Gedicht, das den Verlust eines Kindes und den damit einhergehenden Schmerz thematisiert. Die Atmosphäre ist nachdenklich und zutiefst berührend.

Inhaltlich geht es um das lyrische Ich, das ein Geschenk in Form eines Löckchens eines verstorbenen Kindes erhält. Dieses Geschenk, das ein Zeichen des Danks einer Mutter ist, bewegt das lyrische Ich zutiefst. Es reflektiert das Geschenk als Zeichen der Trauer und Erinnerung, und verspricht, das Löckchen im Gedenken an das verstorbene Kind als Teil des Weihnachtsschmucks aufzuhängen.

Das lyrische Ich drückt durch das Gedicht seine Sympathie und sein Mitgefühl für den Verlust aus. Es erkennt die Tiefe des Schmerzes und die Unersetzbakeit des verlorenen Kindes an und versichert, dass das Kind in Erinnerung bleiben wird, indem sein Löckchen nun jedes Jahr zur Weihnachtszeit aufgehängt wird. Damit handelt es sich um eine Art Ehrung und Tribut für das Kind, aber auch um einen Ausdruck der Solidarität mit der trauernden Mutter.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit unterschiedlicher Verszahl. Die Verse sind kurz und prägnant, was den intensiven, aber zugleich behutsamen Charakter des Gedichts unterstreicht. Ringelnatz nutzt zudem zahlreiche Vergleiche („Leicht wie ein Schneeflöckchen“, „Rührend wie ein Lämmerglöckchen“), um das Zarte und Unschuldige des Kindes und die Tragik seines Todes hervorzuheben. Die Sprache ist dabei klar und unkompliziert, jedoch mit einer starken emotionalen Wirkung. Die Wiederholung des Wortes „Löckchen“ und das wiederkehrende Motiv des Weihnachtsbaums erzeugen einen rhythmischen Effekt, der die Lesenden in die Gefühlswelt des lyrischen Ichs hineinzieht.

Insgesamt ist das Gedicht ein eindrückliches Beispiel für Ringelnatz' Fähigkeit, tiefe Emotionen auf einfühlsame und nachdenklich machende Weise zum Ausdruck zu bringen. Es zeigt, wie Poesie in der Lage ist, dem Schmerz Ausdruck zu verleihen und gleichzeitig Trost und Hoffnung zu spenden.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Ich ward beschenkt für ein Gedicht“. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Im Jahr 1932 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 49 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“. Zum Autor des Gedichtes „Ich ward beschenkt für ein Gedicht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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