Ich tanz’ nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen von Heinrich Heine

Ich tanz’ nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen,
Die außen goldig sind, inwendig Sand;
Ich schlag’ nicht ein, reicht mir ein Bub die Hand,
Der heimlich mir den Namen will zerfetzen.
Ich beug’ mich nicht vor jenen hübschen Metzen,
Die schamlos prunken mit der eignen Schand;
Ich zieh’ nicht mit, wenn sich der Pöbel spannt
Vor’n Siegeswagen seiner eiteln Götzen.
Ich weiß es wohl, die Eiche muß erliegen,
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Derweil das Rohr am Bach, durch schwankes Biegen,
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In Wind und Wetter stehn bleibt, nach wie vor.
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Doch sprich, wie weit bringt’s wohl am End’ solch Rohr?
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Welch Glück! als ein Spazierstock dient’s dem Stutzer,
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Als Kleiderklopfer dient’s dem Stiefelputzer.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Ich tanz’ nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
1817–1821
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ich tanz' nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen“ stammt von Heinrich Heine, einem bedeutenden Dichter der deutschen Romantik, die etwa zwischen dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte. Der erste Eindruck von Heines Gedicht zeigt einen deutlichen Gegenentwurf zur Romantik, es weist vielmehr Merkmale der späteren Biedermeierzeit auf, in der gesellschaftliche Kritik und politisches Engagement in der Literatur zunehmend Platz fanden.

Im Gedicht stellt das lyrische Ich seine Unabhängigkeit und Abneigung gegen Oberflächlichkeit und Scheinheiligkeit klar. Es weigert sich, den „Klötzen“, vermutlich eine Metapher für unreflektierte gesellschaftliche Normen, zu folgen und zeigt eine klare Ablehnung von oberflächlichem Glanz („außen goldig sind, inwendig Sand“). Dem lyrischen Ich ist Wahrscheinlichkeit und Echtheit wichtiger als äußerer Schein und gesellschaftliche Akzeptanz. Es zieht die Stärke der Eiche der Flexibilität des Rohres vor, obwohl es weiß, dass die Eiche letzten Endes erliegen muss, während das Rohr bleibt. Doch auch für das Rohr sieht das lyrische Ich eine herabwürdigende Funktion: Es „dient“ lediglich satirisch überspitzt als Spazierstock für den Snob oder Kleiderklopfer für den Stiefelputzer.

In Bezug auf die Form des Gedichts fällt auf, dass es aus einer einzigen, vierzehnzeiligen Strophe besteht, die traditionelle Form eines Sonetts. Die Verwendung des Sonetts könnte auf eine gewisse Akzeptanz von Formvorgaben und Tradition hinweisen, trotz der inhaltlichen Kritik an gesellschaftlichen Konformitätszwängen.

Sprachlich nutzt Heine deutliche und kraftvolle Bilder, um seine Ablehnung der Scheinheiligkeit zum Ausdruck zu bringen. Diese Symbiose aus Form und Inhalt zeigt das typische Talent Heines, gesellschaftskritische Themen in zugänglicher Form zu präsentieren.

Insgesamt gesehen ist Heines Gedicht ein Ausdruck unabhängigen Denkens und ehrlicher Kritik an gesellschaftlichen Normen und Oberflächlichkeit. Es zeigt eine Perspektive, die bereit ist, sich für Authentizität und Wahrhaftigkeit einer gesellschaftlichen Anpassung zu widersetzen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ich tanz’ nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen“ des Autors Heinrich Heine. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1821 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Hamburg. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 113 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Heine sind „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“, „Ahnung“ und „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ich tanz’ nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen“ weitere 535 Gedichte vor.

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