Ich lag und schlief, und schlief recht mild von Heinrich Heine

Ich lag und schlief, und schlief recht mild,
Verscheucht war Gram und Leid;
Da kam zu mir ein Traumgebild,
Die allerschönste Maid.
 
Sie war wie Marmelstein so bleich,
Und heimlich wunderbar;
Im Auge schwamm es perlengleich,
Gar seltsam wallt’ ihr Haar.
 
Und leise, leise sich bewegt
10 
Die marmorblasse Maid,
11 
Und an mein Herz sich niederlegt
12 
Die marmorblasse Maid.
 
13 
Wie bebt und pocht vor Weh und Lust,
14 
Mein Herz, und brennet heiß!
15 
Nicht bebt, nicht pocht der Schönen Brust,
16 
Die ist so kalt wie Eis.
 
17 
„Nicht bebt, nicht pocht wohl meine Brust,
18 
Die ist wie Eis so kalt;
19 
Doch kenn’ auch ich der Liebe Lust,
20 
Der Liebe Allgewalt.
 
21 
Mir blüht kein Roth auf Mund und Wang,
22 
Mein Herz durchströmt kein Blut;
23 
Doch sträube dich nicht schauernd bang,
24 
Ich bin dir hold und gut.“
 
25 
Und wilder noch umschlang sie mich,
26 
Und that mir bald ein Leid;
27 
Da kräht der Hahn – und stumm entwich
28 
Die marmorblasse Maid.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Ich lag und schlief, und schlief recht mild“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
154
Entstehungsjahr
1817–1821
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Eine genaue zeitliche Einordnung ist schwierig, da Heine über einen langen Zeitraum seinen literarischen Stil formte und verfeinerte, aber dieses Gedicht lässt sich vor allem zu seinen romantischen Werken zählen.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht von einer Traumwelt geprägt, in der das lyrische Ich auf eine marmorblesse Maid trifft. Die Worte und Bilder, die Heine verwendet, sind sowohl schön als auch etwas beängstigend und unheimlich.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um das lyrische Ich, das von einem Traum, in dem eine sehr schöne, aber auch mysteriöse und kalte Maid erscheint, berichtet. Diese Maid, welche das lyrische Ich sowohl fasziniert als auch verängstigt, lehnt sich an sein Herz, das vor Weh und Lust bebt, während ihr Herz so kalt wie Eis bleibt. Dennoch offenbart sie ihre Kenntnis von der Liebe und ihrer Macht, auch wenn sie physisch kalt und leblos ist. Es folgt eine wilde Umarmung, die dem lyrischen Ich schließlich Leid zufügt, bevor die Maid mit dem Krähen des Hahns – einem typischen Zeichen für das Ende der Nacht und das Erwachen aus dem Traum - verschwindet.

In Bezug auf die Form bedient sich Heine traditionellen Stilmitteln, indem er vierzeilige Strophen verwendet und ein einheitliches Reimschema (Kreuzreim) beibehält. Die Sprache ist einfach und direkt mit einigen metaphorischen Begriffen, insbesondere bei der Beschreibung der Maid („Marmelstein“, „perlengleich“). Besonders hervorzuheben ist auch die Verwendung von Gegensätzen, vor allem in Bezug auf Temperatur (winterlich kalte Maid vs. leidenschaftlich brennendes Herz des lyrischen Ichs) und Realität vs. Traumwelt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht eine intensiv traumhafte Liebe thematisiert, die vom lyrischen Ich gleichermaßen begehrt und gefürchtet wird. Die Maid steht dabei für die unerreichbare und mystische Liebe, die zugleich Verlangen und Leid in das Herz des lyrischen Ichs bringt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ich lag und schlief, und schlief recht mild“ des Autors Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1821 entstanden. In Hamburg ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 154 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Die Gedichte „Almansor“, „Als ich, auf der Reise, zufällig“ und „Alte Rose“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Ich lag und schlief, und schlief recht mild“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Heinrich Heine

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Heinrich Heine und seinem Gedicht „Ich lag und schlief, und schlief recht mild“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Heinrich Heine (Infos zum Autor)

Zum Autor Heinrich Heine sind auf abi-pur.de 535 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.