Ich hasse alle von Klabund

Ich hasse alle und bin ihnen gram,
Die nicht von mir wissen,
Daß ich diesen oder jenen Witz gerissen,
Daß ich diesen oder jenen Kuß von diesen oder jenen Lippen nahm.
Ich werfe mein rundes Herz in die Welt,
Geballt wie eine Glaskugel, die splitternd zerschellt.
Du findest einen Splitter,
Der in der Sonne silbern flammt.
Ich aber steh hinter dem Gitter
10 
Und bin verdammt.
11 
Ich habe die Glaskugel nur über das Gitter geschmissen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Ich hasse alle“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
11
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ich hasse alle“ wurde von Klabund verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Übersetzer, der von 1890 bis 1928 lebte. Klabund gehört zur Literaturperiode des Expressionismus, einer Stilrichtung, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstand und vor allem für ihre ausdrucksstarken und emotional intensiven Werke bekannt ist.

Bereits beim ersten Lesen wird deutlich, dass das lyrische Ich von starkem Unmut und Unzufriedenheit geprägt ist. Es wirkt resigniert und hat das Gefühl, von anderen Menschen nicht wahrgenommen und verstanden zu werden.

Das lyrische Ich erklärt, dass es alle Menschen hasst, die nicht von seiner Existenz oder den spezifischen Aktionen wissen, wie den Witzen, die es gemacht hat, oder den Küssen, die es gegeben hat. Es wirft sein „rundes Herz“, das als Symbol für sein Innerstes, seine Gefühle und Gedanken steht, in die Welt und wird dennoch von ihr ignoriert. Das Herz zerbricht „wie eine Glaskugel, die splitternd zerschellt“.

Das Herz – oder die Glaskugel – zerspringt in viele Teile und einer davon wird von jemandem gefunden, der den Wert des Fundes jedoch nicht zu schätzen weiß („Du findest einen Splitter, Der in der Sonne silbern flammt“). Das lyrische Ich hingegen bleibt hinter einem Gitter zurück und scheint sich eingesperrt und eingeengt zu fühlen – sowohl physisch als auch in seinem emotionalen Zustand. Es bezeichnet sich selbst als „verdammt“.

Die Verse sind unterbrochen und erzeugen eine Stimmung der Unruhe und Beunruhigung. Das lyrische Ich verwendet überspitzte Ausdrucksformen und drückt seine Frustration über seine Isolation und das Gefühl, übersehen und vergessen zu werden, deutlich aus. Klabunds prägnante Sprache und die Verwendung zum Teil sehr bildhafter Ausdrücke (wie „geballt wie eine Glaskugel, die splitternd zerschellt“) verleihen dem Gedicht eine dramatische und tragische Note. Die Metapher der Glaskugel, die scheitert, vermittelt die Zerbrechlichkeit und Verletzlichkeit des lyrischen Ichs und spiegelt seine Gefühle des Verlassenseins und der Verzweiflung wider.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ich hasse alle“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Klabund. Im Jahr 1890 wurde Klabund in Crossen an der Oder geboren. Im Jahr 1913 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 11 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 74 Worte. Weitere Werke des Dichters Klabund sind „Berliner Mittelstandsbegräbnis“, „Berliner in Italien“ und „Blumentag“. Zum Autor des Gedichtes „Ich hasse alle“ haben wir auf abi-pur.de weitere 139 Gedichte veröffentlicht.

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