Ich habe ja ein Kind von Klabund

Ich habe ja ein Kind,
Nun kann ich nicht mehr sterben,
Wenn meine Augen tot und blind,
Dann hab’ ich einen Erben.
 
Alle meine Träume flattern
In meines Kindes Augen wieder mit blauen Flügeln auf,
Schießen zwitschernd um seines jungen Turmes sonnengoldnen Knauf,
Wenn dumpf schon ferne die Gewitter rattern.
 
Du wirst mich ganz erfüllen,
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Und meine Unruh stillen,
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Mein Kind … du überwindest mein Martyrium.
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Wenn ich begraben werde,
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Wirf du die erste Handvoll Erde
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Auf meinen Sarg – und dreh dich lachend um.
 
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Geh hin zum neuen Leben,
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Mehr kann ich dir nicht geben,
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Als was ich war … und ich war ich.
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Mein Blut soll in dir singen,
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In meine Tiefe dringen,
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Wenn längst sich Wurm auf Wurm in meinen Schädel schlich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Ich habe ja ein Kind“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ich habe ja ein Kind“ wurde von dem deutschen Dichter und Schriftsteller Klabund geschrieben. Klabund, eigentlich Alfred Henschke, lebte von 1890 bis 1928, weswegen das Gedicht sich zeitlich in die Epoche des Expressionismus einordnen lässt.

Schon bei einem ersten Lesen des Gedichts stechen das lyrische Ich und sein Bezug zu einem Kind, wahrscheinlich seinem eigenen Kind, hervor. Der Ersteindruck deutet auf einen sehr persönlichen und emotionalen Text hin, der sich mit Themen wie Leben, Tod und Erbe auseinandersetzt.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das lyrische Ich, das durch die Geburt eines Kindes eine Art Unsterblichkeit erreicht hat. Es drückt den Gedanken aus, dass selbst wenn es stirbt, ein Teil von ihm in seinem Kind weiterleben wird. In der zweiten Strophe sind die Träume und Hoffnungen des lyrischen Ichs, die in den Augen des Kindes wieder zum Leben erweckt werden. In der dritten Strophe spricht das lyrische Ich das Kind direkt an und betont, dass es ihn von seinem Leid befreit hat. Es wünscht sich, dass das Kind ihn begräbt und anschließend lachend und unbeschwert sein eigenes Leben führt. In der letzten Strophe wird der Wunsch des lyrischen Ichs deutlich, dass sein Blut, also sein Erbe, im Kind weiterleben soll.

Die Form des Gedichts ist expressionistisch, mit freien Rhythmen und ohne Reim. Die Sprache des Gedichts ist emotional und bildreich, es wird viel mit Metaphern und Symbolen gearbeitet. So stehen beispielsweise die „blauen Flügel“ für Hoffnungen, der „sonnengoldne Knauf“ für das positive, lebendige Element des Kindes und der „Wurm“ ist ein Symbol für Tod und Vergänglichkeit.

Insgesamt handelt das Gedicht also von der Unsterblichkeit durch die Geburt eines Kindes, den damit verbundenen Hoffnungen und der Erleichterung von Leid durch die Freude über die neue Generation. Die verwendeten Symbole und die emotionale Sprache machen das Gedicht zu einem intensiven literarischen Erlebnis, das zum Nachdenken anregt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ich habe ja ein Kind“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Klabund. Im Jahr 1890 wurde Klabund in Crossen an der Oder geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1913. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 122 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Klabund sind „Bauz“, „Berliner Ballade“ und „Berliner Mittelstandsbegräbnis“. Zum Autor des Gedichtes „Ich habe ja ein Kind“ haben wir auf abi-pur.de weitere 139 Gedichte veröffentlicht.

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