An den Herzog Ferdinand zu Braunschweig und Lüneburg den 12. Januar 1791 von Susanne von Bandemer
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Schon pochte dieses Herz nicht mehr, schon sah |
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Ich mich dem Grabe nah; |
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Der Genius des Todes stand |
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Schon vor mir, schien mir schon mit ernster Stirn zu winken; |
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Schon hofft’ ich dort Vergessenheit zu trinken, |
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Dort, wo kein Reisender den Pfad zur Rückkehr fand: |
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Als schnell mein guter Genius erschien – |
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Ein milder Glanz und Rosenduft umflossen ihn – |
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Er hieß die finstern Schatten fliehn, |
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Und reichte freundlich mir die schon verwais’te Leyer. |
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O, theurer Herzog! heut bey deiner Jahresfeyer |
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Ergreif’ ich sie mit neuer Lust. |
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Entzückt von Freude schlägt das Herz mir in der Brust. |
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Heil sey dir, Heil! erhabner Menschenfreund, |
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Zum Glück von Tausenden geboren! |
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Kein frommer Wunsch geht heut’ für dich verloren, |
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Und keine Zähre, die der heiße Dank dir weint: |
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Dein Engel zählt sie, und sie glänzen. |
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Einst um dein Diadem. – Indessen kränzen |
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Hier unter uns dich ewig grüne Lorbeern schon, |
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Der hohen Triumphirer Lohn. |
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Denn wann Jahrhunderte vergangen, |
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Wird Braunschweigs Ferdinand noch im Geschichtbuch prangen. |
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Er, der des Brennenthrones Stütze war; |
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Er, der mit einer kleinen Schaar |
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Ein ungezähltes Heer bekriegt. |
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Spät werden noch in Deutschlands Eichenhainen |
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Die Barden ihn zu singen sich vereinen, |
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Ihn, der wie Herman stritt, wo Varus ward besiegt. |
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Indessen Tausende sein seltnes Herz erhöhen, |
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Und nur in ihm den bessern Menschen sehen, |
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Der, größer durch sich selbst, als durch der Ahnen Glanz, |
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Ein Muster darstellt, werth des Nachruhms Sternenkranz. |
Details zum Gedicht „An den Herzog Ferdinand zu Braunschweig und Lüneburg den 12. Januar 1791“
Susanne von Bandemer
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33
229
1802
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An den Herzog Ferdinand zu Braunschweig und Lüneburg den 12. Januar 1791“ wurde von Susanne von Bandemer verfasst. Sie lebte von 1751 bis 1828, was das Werk in der Epoche der Aufklärung verortet.
Auf den ersten Eindruck wird ein starkes Bild vom lyrischen Ich präsentiert, das sich dem Tod nahe glaubt, aber durch einen positiven Geist wieder zum Leben erweckt wird. Dieses Ereignis verbindet das lyrische Ich mit dem Geburtstag des Herzogs Ferdinand.
In der ersten Strophe bezieht sich das lyrische Ich auf den eigenen nahen Tod. Sie spricht von der nahen Vergessenheit und dem unwiderruflichen Pfad in den Tod. Durch die plötzliche Erscheinung eines „guten Genius“ (Vers 7), umgeben von mildem Glanz und Rosenduft, werden die düsteren Schatten verjagt und das lyrische Ich tritt zurück ins Leben.
Die zweite und dritte Strophe sind eine ausführliche Würdigung und Huldigung an den Herzog Ferdinand. Er wird als Menschenfreund und Glücksbringer für viele dargestellt. Sie prophezeit ihm eine ewige Präsenz in den Geschichtsbüchern und ein fortwährendes Loblied der zukünftigen Generationen.
Das Gedicht ist in drei Strophen unterteilt. Die Anzahl der Verse variiert von 10 in der ersten Strophe bis zu 16 in der zweiten und 7 in der dritten. Im Allgemeinen ist die Sprache des Gedichts recht blumig und bildreich, was typisch ist für die literarische Epoche der Aufklärung. Es werden viele Metaphern und starke Bilder verwendet, um Emotionen und Botschaften zu vermitteln, wie etwa „der Genius des Todes“, der „gute Genius“, und der „verwais'te Leyer“.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht eine starke emotionale Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und dem Herzog darstellt. Es betont die Dankbarkeit des lyrischen Ichs gegenüber dem Herzog und die Rolle, die dieser in seinem Leben spielt, und prophezeit seine fortwährende Wertschätzung und Anerkennung in der Gesellschaft.
Weitere Informationen
Susanne von Bandemer ist die Autorin des Gedichtes „An den Herzog Ferdinand zu Braunschweig und Lüneburg den 12. Januar 1791“. Im Jahr 1751 wurde Bandemer in Berlin geboren. Im Jahr 1802 ist das Gedicht entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 229 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 33 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Susanne von Bandemer ist auch die Autorin für das Gedicht „An Frau Sophie von La Roche“, „An G * * * g“ und „An Herzberg“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „An den Herzog Ferdinand zu Braunschweig und Lüneburg den 12. Januar 1791“ weitere 86 Gedichte vor.
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