Ich baumle mit de Beene von Klabund

Meine Mutter liegt im Bette,
denn sie kriegt das dritte Kind;
meine Schwester geht zur Mette,
weil wir so katholisch sind.
Manchmal troppt mir eine Träne
und im Herzen puppert’s schwer;
und ich baumle mit de Beene,
mit de Beene vor mich her.
 
Neulich kommt ein Herr gegangen
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Mit ’nem violetten Shawl,
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und er hat sich eingehangen,
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und es ging nach Jeschkenthal!
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Sonntag war’s. Er grinste: „Kleene,
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wa, dein Port’menée is leer?“
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und ich baumle mit de Beene,
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mit de Beene vor mich her.
 
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Vater sitzt zum ’zigsten Male,
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wegen „Hm“ in Plötzensee,
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und sein Schatz, der schimpft sich Male,
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und der Mutter tut’s so weh!
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Ja so gut wie der hat’s Keener,
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Fressen kriegt er, und noch mehr,
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und er baumelt mit de Beene,
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mit de Beene vor sich her.
 
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Manchmal in den Vollmondnächten
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is mir gar so wunderlich:
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ob sie meinen Emil brächten,
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weil er auf dem Striche strich!
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Früh um dreie krähten Hähne,
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und ein Galgen ragt, und er ...,
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und er baumelt mit de Beene,
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mit de Beene vor sich her.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Ich baumle mit de Beene“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
179
Entstehungsjahr
1927
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ich baumle mit de Beene“ wurde von dem deutschen Dichter und Schriftsteller Alfred Henschke, besser bekannt unter seinem Pseudonym Klabund, verfasst. Klabund lebte von 1890 bis 1928 und kann somit der Epoche der Weimarer Republik zugeordnet werden.

Der erste Eindruck des Gedichts ist sarkastisch und ironisch. Es scheint, dass Klabund den Alltag und das Elend des einfachen Volkes darstellt. Die wiederkehrende Zeile „Ich baumle mit de Beene“ kann als Ausdruck der Resignation, aber auch als Ausdruck einer kindlichen Sorglosigkeit gedeutet werden.

Im ersten Vers stellt das lyrische Ich die familiäre Situation dar, die Mutter liegt schwanger im Bett, die Schwester besucht die Kirche und das Ich beschreibt eine melancholische Stimmung. In der zweiten Strophe erzählt das Ich von einem älteren Mann, der ihm Geld gibt. In der dritten Strophe wird vom Vater berichtet, der wegen kleineren Straftaten im Gefängnis sitzt. In der letzten Strophe wird von einer Beziehung des lyrischen Ichs zu Emil gesprochen, der aufgrund von Prostitution verhaftet und möglicherweise hingerichtet wurde.

Form und Sprache des Gedichts sind einfach. Es besteht aus vier Strophen mit jeweils acht Versen und einer regelmäßigen alternierenden Kadenz. Die Sprache spiegelt den Berliner Dialekt wider, was zusätzlich zur Authentizität und Direktheit der Aussagen beiträgt. Der Werknutzung der Fließtextsprache und des Dialekts ermöglicht Klabund auch eine gesellschaftskritische und sozialkritische Position. Die wiederholte Zeile „Ich baumle mit de Beene“ erhöht diesen Effekt, indem sie über die Gleichgültigkeit und Resignation des lyrischen Ichs, aber auch über die Härte und Tragik des Lebens in Armut und Unsicherheit berichtet.

Der brisante soziale Inhalt und die Ironie, die in der wiederholten Zeile vermittelt wird, sind charakteristisch für Klabunds Dichtung und spiegeln den Pessimismus und den Verlust des Glaubens an gesellschaftlichen Fortschritt wider, der für das literarische Klima der Weimarer Republik typisch war.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ich baumle mit de Beene“ des Autors Klabund. Klabund wurde im Jahr 1890 in Crossen an der Oder geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1927 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 179 Worte. Weitere Werke des Dichters Klabund sind „Ausmarsch“, „Ballade“ und „Baumblüte in Werder“. Zum Autor des Gedichtes „Ich baumle mit de Beene“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 139 Gedichte vor.

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