Hymne an die Venus von Susanne von Bandemer
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Sie kömmt! ich fühle meiner Göttin Nähe. |
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Noch eh’ ich sie mit trunknem Blicke sehe, |
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Fühl’ ich ein neues Daseyn, neues Leben, |
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Den Busen heben! |
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Sie lächelt himmlisch gütig auf mich nieder, |
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Sie nimmt das Opfer meiner kleinen Lieder |
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Mit Götterhuld, winkt freundlich mir entgegen |
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Der Liebe Segen. |
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Und schenkt mir Rosen, um mein Haar zu kränzen, |
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An deren Blätter Nektartropfen glänzen, |
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Entdorn’t von ihr, gepflückt von ihrem Sohne, |
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Zu meinem Lohne. |
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„Von allen Schmerzen, die du einst empfunden,“ |
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Sprach sie: „soll meine Dichterinn gesunden; |
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„Und singen sollst du in der Laute Saiten |
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„Die Seligkeiten, |
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„Die du im Arm des Lieblings hast gefunden, |
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„Mit dem ich dich im Myrtenhain verbunden, |
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„Der, wie Adonis, süße Küsse giebet, |
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„Und feurig liebet!“ – |
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Das Taubenpaar vor Venus Muschelwagen |
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Fing girrend mit den Flügeln an zu schlagen; |
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Sie schnäbeln sich, und Amor hob den Bogen |
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Scharf angezogen, |
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Und schoß den Pfeil, mit Honigseim getränket, |
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Mir in die Brust, die in Gefühl versenket, |
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Die Welt vergaß, um ganz dahin gegeben, |
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Nur ihm zu leben. |
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Heil dir, Alliebende! vor deinem Throne |
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Wein’ ich dir Dank, und deinem holden Sohne! |
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Und neide dir nicht des Olympus Freuden; |
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Mich mußt du neiden. |
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In einem Meer von Wonne ganz versunken, |
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Fühlt deine Sängerinn sich nektartrunken, |
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Und zittert, ach! vom heißesten Verlangen, |
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Ihn zu umpfangen, |
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Ihn, der des Herzens schönste Wünsche stillet, |
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Das Ideal der Phantasie erfüllet, |
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Den Geist bezaubert und das Herz entglühet, |
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Das zu ihm fliehet. |
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Ha! wenn nur bald die Götterstunde schläget! |
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Die meine Sehnsucht ungestüm erreget, |
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Wo er an meinen Busen zärtlich sinket |
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Und Liebe winket. |
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Dann wird Entzückung ganz mein Ich durchdringen: |
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In seinem Arm werd’ ich, wie Sappho, singen, |
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Und an der Liebe heiligen Altären |
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Dich, Göttin! ehren. |
Details zum Gedicht „Hymne an die Venus“
Susanne von Bandemer
13
48
284
1802
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Hymne an die Venus“ wurde von Susanne von Bandemer geschrieben, die von 1751 bis 1828 lebte. Somit kann das Gedicht zeitlich in die Epoche der Aufklärung und Romantik eingeordnet werden, was sich auch in der Betonung von Gefühlen und individuellem Erleben widerspiegelt.
Auf den ersten Blick wird dies bereits deutlich: Das lyrische Ich beschreibt die Nähe und den Einfluss der Göttin Venus auf ihre Emotionen und ihr Wohlbefinden. Die ausdrückliche Huldigung der Liebe, die auch Venus symbolisiert, vermittelt eine Atmosphäre der intensiven romantischen und spirituellen Ekstase.
Inhaltlich beschreibt das Gedicht ein Gegeben- und Nehmensverhältnis zwischen dem lyrischen Ich und der Göttin Venus. Das Ich fühlt die Anwesenheit der Göttin, bevor diese überhaupt gesehen wird und empfindet dadurch ein neues Leben und Existenz. Die Göttin scheint wohlwollend auf das lyrische Ich herab, nimmt ihre Lieder als Opfer an und schenkt ihr Rosen, die von ihrem Sohn, dem Liebesgott Amor, für sie gepflückt wurden. Venus verspricht, alle bisher erlebten Schmerzen zu heilen und der ermöglich die Seligkeiten zu besingen, die das lyrische Ich in den Armen ihres Geliebten gefunden hat.
Das Gedicht folgt dem klassischen Strophenmodell, mit meist vier Zeilen pro Strophe, was auf die Tradition und Form der Hymne verweist. Unterschiedliche Sprachebenen werden verwendet, wobei besonders die bildreiche und emotionale Sprache hervorsticht. Phrasen wie ‚neues Dasein, neues Leben‘, ‚himmlisch gütig‘ oder ‚feurig liebet‘ unterstreichen die Intensität der emotionalen Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und Venus.
Die Ehrerbietung gegenüber der göttlichen Ebene und der gleichzeitige Ausdruck der menschlichen Emotionen schaffen eine fesselnde Spannung. Die wiederholte Verwendung von Verben, die auf Wahrnehmung und Gefühl hinweisen ('fühlen', 'sehen', 'singen'), unterstreichen den Ausdruck der inneren Welt des lyrischen Ichs. Die Worte und Bilder, die das lyrische Ich nutzt, um die beglückende und doch schmerzvolle Liebeserfahrung zu schildern, lassen eine ekstatische Stimmung evozieren und lassen das Gedicht als leidenschaftliche Huldigung an die Liebe erscheinen.
Weitere Informationen
Susanne von Bandemer ist die Autorin des Gedichtes „Hymne an die Venus“. Bandemer wurde im Jahr 1751 in Berlin geboren. 1802 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 13 Strophen und umfasst dabei 284 Worte. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Susanne von Bandemer sind „An Karl Hadermann“, „An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789“ und „An Madame Unzelmann“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Hymne an die Venus“ weitere 86 Gedichte vor.
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Zum Autor Susanne von Bandemer sind auf abi-pur.de 86 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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