Hundstagsgespräch von Joachim Ringelnatz
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„Die Menschen sind Hunde |
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Und sie müßten uns ‚Menschen‘ nennen,“ |
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Sagte einer der Windhunde |
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Nach dem ersten Rennen. |
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„Wenn man Menschen falschen Hasen vorsetzt, |
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Endet der dann auch in ihrem Magen. |
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Aber was haben wir von dem Hasen zuletzt, |
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Den sie vor uns herjagen?“ |
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„Falscher Hase hin – falscher Hase her –“ |
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Sagte der zweite Windhund. |
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„Ich bin schließlich doch kein Kind und |
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Setze mich auf meine Art zur Wehr.“ |
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„Wehr setzen – Wehr setzen –“ |
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Sagte der dritte Windhund. |
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„Damit erreicht man nichts. Nein, |
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Paßt auf, beim nächsten Falschenhasenhetzen |
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Laufe ich zunächst geschwind und |
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Bleibe plötzlich stehn und hebe ein Bein.“ |
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„Bein heben oder Nichtbeinheben – |
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Lasset uns wenigstens sportlich rein leben,“ |
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Sagte Hund Vier und unterbrach |
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Sich und lief einer Hündin nach. |
Details zum Gedicht „Hundstagsgespräch“
Joachim Ringelnatz
4
22
119
1929
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Hundstagsgespräch“ stammt von dem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Die Zeit, in der er aktiv war, war geprägt von gesellschaftlichen Umwälzungen und großen Kriegen, was sich in einem Teil seiner Werke widerspiegelt.
Dieses Gedicht hinterlässt zunächst einen humorvollen ersten Eindruck, da die Gedanken und Gespräche von Windhunden dargestellt werden. Auf einer tieferen Ebene werden jedoch gesellschaftliche und menschliche Beziehungen sowie Moral und Ethik in Frage gestellt.
Inhaltlich beschäftigt sich das Gedicht mit einer Diskussion zwischen vier Windhunden. Es wird der Eindruck vermittelt, dass sie der Meinung sind, dass sie von Menschen manipuliert werden, ähnlich wie die Menschen vom „Falschen Hasen“ getäuscht werden. Damit spielt Ringelnatz auf die entfremdete Beziehung zwischen Menschen und Tieren an und stellt die Frage, wer eigentlich wen dominiert.
Der Autor verwendet unterschiedliche Strophenlängen und einen direkten, einfachen Sprachstil, um die Sichtweise der Hunde zu vermitteln. Die Hunde sprechen direkt und unverblümt aus, was sie denken und fühlen. Sie verwenden Metaphern für menschliche Verhaltensweisen, was den Eindruck einer gesellschaftskritischen Satire verstärkt.
Obwohl das Gedicht humorvoll wirkt, wirft es ernsthafte Fragen auf, etwa zur Rolle von Tieren in der menschlichen Gesellschaft und zur ethischen Behandlung von Tieren. Darüber hinaus kann es als allgemeine Kritik an der menschlichen Gesellschaft interpretiert werden, insbesondere an der Art und Weise, wie Menschen andere manipulieren und täuschen. Auf formaler Ebene ist das Gedicht nicht an strikte Reime oder Versmaße gebunden, was es informell und gesprächig wirken lässt - passend zur Darstellung einer Unterhaltung zwischen Hunden.
Weitere Informationen
Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Hundstagsgespräch“. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1929 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 119 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hundstagsgespräch“ weitere 560 Gedichte vor.
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