Humorvolle Spinner von Joachim Ringelnatz

Spinnete Köpfe, gescheit und begabt,
Weil ihr einen Pieps, einen Vogel habt,
Verlachen euch manche und meiden
Euch. Ich mag euch leiden.
 
Ein Piepvogel lebt so hoch und frei
Über den Filzlatschen der Spießer.
 
Der Spießer meint: Ein Bandwurm sei
Kein stiller Genießer.
 
Doch Spießermeinung ist nicht mal so wichtig
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Wie das, was aus Piepvogel fällt.
 
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Nur der, der im Kopf nicht ganz richtig
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Ist, lebt sich und unterhält.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Humorvolle Spinner“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
69
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

„Humorvolle Spinner“ ist ein Gedicht von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der vom 7. August 1883 bis zum 17. November 1934 lebte. Ringelnatz ist bekannt für seinen makabren Humor und die Verwendung der verspielten Sprache in seinen Werken. Dieses Gedicht kann daher mit hoher Wahrscheinlichkeit der Moderne (ca. 1890-1945) zugeordnet werden, in der Ringelnatz wirkte.

Beim ersten Lesen fällt die leichte Ironie und der humorvolle, aber dennoch tiefgründige Ton des Gedichts auf. Der Dichter scheint die Normen der Gesellschaft in Frage zu stellen und die Außenseiter oder „Spinner“ zu unterstützen.

Im einfachsten Sinne geht es in „Humorvolle Spinner“ um Personen, die von den anderen belächelt oder gemieden werden, weil sie anders, exzentrisch, oder „gespinnet“ sind. Trotzdem bewundert das lyrische Ich diese Menschen, weil sie in ihren individuellen „Vogelperspektiven“ über den Konventionen der Masse (den „Spießern“) leben und sich nicht um deren Meinungen kümmern.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit variierender Versanzahl (4-2-2-2-2). Sprachlich nutzt Ringelnatz humorvolle und leicht spöttische Bilder, um seinen Standpunkt zu präsentieren. Begriffe wie „Piepvogel“, „Filzlatschen der Spießer“ oder „Bandwurm“ verdeutlichen die Kluft zwischen den 'Normalen' und den 'Besonderen' in der Gesellschaft. Durch seinen bewusst einfachen und volkstümlichen Sprachstil nimmt Ringelnatz auch die elitäre Dichterkunst aufs Korn und macht sein Gedicht für eine breite Leserschaft zugänglich.

Letztendlich spricht Ringelnatz in „Humorvolle Spinner“ den Mut der Nonkonformisten an und zeigt Anerkennung für jene, die sich selbst treu bleiben und ihr Leben auf ihre Weise leben. Denn nur sie, so argumentiert der Dichter, führen ein wirklich unterhaltsames und erfülltes Leben.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Humorvolle Spinner“. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Im Jahr 1929 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 69 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Humorvolle Spinner“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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