Horch! Geschrei und wüstes Toben von Marie Eugenie Delle Grazie

Horch! Geschrei und wüstes Toben –
Weitauf fliegt die Schenkenthür,
Faust und Knüttel hoch erhoben
Wirbelt’s zornentbrannt herfür:
 
Eseltreiber, Straßenfeger
Und zum Schluß der schmutz’ge Wirth,
Während sich ein Zeitungsträger
Noch bei Zeiten klug salvirt.
 
Wuthgeheul und Flüche schallen,
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Flammen sprüh’n aus jedem Blick,
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Hageldicht die Püffe fallen –
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Ach, die leid’ge Politik!
 
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Da – ein hell’ Gekreisch – die Weiber!
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Rasend fliegen sie heran:
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Straßenfeger, Eseltreiber,
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Jeder ach, ist – Ehemann!
 
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An der Tapfern Schöße klammern
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Die Verzweifelten sich fest,
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Und sie keifen, und sie jammern,
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Und ihr Weinen thut den Rest!
 
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Würdevoll ans hag’rer Mähre
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Sprengt nun auch vom Corso her
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Keuchend der Carabiniere –
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Aber sieh, der Platz ist leer!
 
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Nur zertret’ne Calabreser
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Trauern stumm auf weiter Flur,
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Prügel und zerschlag’ne Gläser
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Künden ihm des Schlachtfeld’s Spur;
 
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Weh’nde Schürzen, bunte Tücher
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Weisen ihm der Sieger Bahn,
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Und er ist des Friedens sicher,
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Denn auch er war – Ehemann!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Horch! Geschrei und wüstes Toben“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
153
Entstehungsjahr
1892
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Horch! Geschrei und wüstes Toben“ wurde von Marie Eugenie Delle Grazie verfasst. Delle Grazie ist eine Dichterin und Schriftstellerin, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte und schrieb.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von Ärger und Chaos, das möglicherweise durch einen Konflikt oder eine Auseinandersetzung in einer Kneipe oder Gaststätte entstanden ist. Die beschriebene Szene wirkt laut, aggressiv und chaotisch und erweckt den Eindruck von Feindseligkeit und Wut.

Der Inhalt des Gedichts scheint die Ereignisse nach einem Aufstand oder einem Streit in einem öffentlichen Ort zu schildern. Das lyrische Ich beschreibt verschiedene Personen, die beteiligt sind, wie Straßenfeger, Wirt, Eseltreiber und Zeitungsträger, und auch Frauen, die in der Szenerie auftauchen. Die Verse beschreiben, wie diese Menschen in das tumultuarische Geschehen verwickelt sind, sowohl aktiv als auch passiv. Die letztere Strophe zeigt, dass ein Polizist (Carabiniere) auftaucht, nur um das Schlachtfeld hinterlassen zu finden - während das Gedicht endet mit der Erinnerung, dass auch er ein Ehemann war.

Die Aussage, die das lyrisische Ich zu machen scheint, dreht sich um die Frustration und das Chaos, die oft entstehen, wenn Menschen, insbesondere Männer, politische oder gesellschaftliche Unzufriedenheit in einer öffentlichen Konfrontation manifestieren. Es gibt auch einen Hinweis auf ein Element der Schadenfreude oder Ironie, indem die Rolle der Frauen und die Reaktionen der Männer hervorgehoben werden.

Das Gedicht besteht aus acht Vierzeilen-Strophen in einem festen Reimschema (abab). Die Sprache ist lebhaft, mit strahlenden und farbenfrohen Ausdrücken, die das Bild einer chaotischen und aufgeladenen Szenerie sehr lebendig machen. Die Wahl der Worte und ihre Anordnung tragen zur Schaffung eines Gefühls von Rush und Chaos bei, das die Stimmung und Atmosphäre des Gedichts prägt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Horch! Geschrei und wüstes Toben“ ein lebhaftes und dynamisches Bild einer sozialen Konfrontation zeichnet, aufgeladen von politischen oder gesellschaftlichen Spannungen und lebhaft durch die Rolle und Reaktion der verschiedenen Beteiligten dargestellt.

Weitere Informationen

Marie Eugenie Delle Grazie ist die Autorin des Gedichtes „Horch! Geschrei und wüstes Toben“. Geboren wurde Delle Grazie im Jahr 1864 in Weißkirchen (Bela Crkva). Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1892 zurück. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Delle Grazie ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 153 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Marie Eugenie Delle Grazie ist auch die Autorin für das Gedicht „Abend wird es“, „Abendsonnenschein“ und „Abschied“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Horch! Geschrei und wüstes Toben“ weitere 71 Gedichte vor.

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