Hochflut von Heinrich Kämpchen

Kennt ihr die Ruhr, die wilde Ruhr? –
Nicht wie sie gleitet durch die Flur
Im Maienglanz als holde Fei –
Nein, sah’t ihr sie in Raserei,
Gepeitschet von des Sturmes Ruten,
Wild über ihre Ufer fluten,
Schaumkronen auf den Wogenkämmen? –
Dann kann nicht Menschenwerk sie hemmen,
Kein Wall sich ihr entgegen stemmen –
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Frei, fessellos rast sie einher
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Von Berg zu Berg – ein tobend Meer. –
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Das ist die Ruhr, die wilde Ruhr!
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Wie einst sie uns’re Heimatflur,
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Vorbei an Odins Hochaltar *),
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Mit Macht durchbraust hat immerdar. –
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Da hausten noch in diesen Gauen
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Die Brukterer, die starken rauhen
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Altvorderen mit ihrer Sippe –
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Da bleichte noch des Feind’s Gerippe
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Am Opferstein auf diesen Höh’n. –
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Ja, habt ihr so den Fluß geseh’n,
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Entledigt jeder Fesselspur,
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In seiner ganzen Kraftnatur –
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Das ist die schöne wilde Ruhr. –
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*) Horkastein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Hochflut“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
136
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Hochflut“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, einem in Deutschland geborenen Autor des 19. Jahrhunderts. Sein Leben zwischen 1847 und 1912 fällt vorwiegend in den Zeitraum des Späten Realismus, einer Epoche, die durch eine detaillierte, realistische und oft auch sozialkritische Darstellung des alltäglichen Lebens gekennzeichnet ist.

Bereits beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen starken Eindruck natürlicher Gewalt und Unbändigkeit. Die zentrale Figur ist der Fluss Ruhr, den Kämpchen als stark und kraftvoll beschreibt. Das lyrische Ich fordert den Leser auf, den Fluss in seiner vollen Kraft und Wildheit zu betrachten, besonders während einer Flut, wenn er seine Ufer übertritt und unaufhaltsam zwischen den Bergen rast.

Das lyrische Ich möchte durch das Gedicht eine Assoziation zu Kraft, Stärke und Freiheit herstellen. Es stellt die natürliche Wildheit und Power des Flusses hervor, um zu betonen, dass er nicht durch menschliche Eingriffe kontrolliert oder beschränkt werden kann. Der Fluss steht symbolisch für die unbändige Kraft der Natur, gegen die sich der Mensch nicht dauerhaft behaupten kann.

In seiner Form ist das Gedicht durch rhythmische Verse geprägt, die oft durch Halbreime verbunden sind. Diese tragen zu einer starken erzählerischen Qualität des Gedichts bei und lassen die beschriebenen Szenen lebendig werden. Die Sprache ist bildhaft und eindrücklich, mit starken Kontrasten (z.B. die ruhige Flur im Vergleich zur wilden Ruhr) und der häufigen Verwendung von komplexen, teilweise fast archaisch anmutenden Formulierungen („Mit Macht durchbraust hat immerdar“). Die wiederholte Bezeichnung des Flusses als „wilde Ruhr“ betont das Hauptthema von Naturgewalt und Freiheit.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Heinrich Kämpchen in „Hochflut“ die überwältigende Kraft der Natur feiert und uns an die Grenzen menschlicher Kontrolle erinnert. Er lädt uns ein, eine Landschaft zu betrachten, die von einer wilden und schönen Natur charakterisiert ist. Seine Wortwahl und der Rhythmus seiner Verse tragen zu einer lebendigen und eindrücklichen Darstellung bei.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Hochflut“ des Autors Heinrich Kämpchen. Geboren wurde Kämpchen im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr. 1909 ist das Gedicht entstanden. Bochum ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 136 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 25 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Am Gemündener Maar“, „Am Grabe der Mutter“ und „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hochflut“ weitere 165 Gedichte vor.

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