Hinrichtungen von Joachim Ringelnatz

Köpfe und Rümpfe trennen sich
Überall im Blut.
Überall bekennen sich
Leute zum Henkersmut.
 
Überall wird die Rache satt.
Überall tut sich ein Recht,
Birgt sich, wenn es Ängste hat,
Hinter einem beschränkten Knecht.
 
Ferne Unwetter grollen.
10 
Es gruselt dumpf:
11 
Was werden die Köpfe wollen,
12 
Wenn sie wieder hupfen auf ihren Rumpf?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Hinrichtungen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
52
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Hinrichtungen“ des deutschen Autors Joachim Ringelnatz (1883-1934) stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, genaueres lässt sich aufgrund fehlender Datierung nicht sagen. Ringelnatz ist bekannt für seine satirische und oft melancholische Lyrik.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht verstörend und unheimlich. Die sprachlichen Bilder sind ausgeprägt und erzeugen eine düstere, beklemmende Atmosphäre. Es geht um Gewalt, Tod, Rache und Angst, welche effektiv durch eine Reihe von metaphysischen und physischen Bildern ausgedrückt werden.

Das lyrische Ich beobachtet und reflektiert die Verbreitung von Gewalt und Tod, vermutlich durch Krieg oder politischen Konflikt. Die Figur des „Henkersmutes“ und die Worte „Köpfe und Rümpfe trennen sich“ verweisen auf Hinrichtungen. Die zweite Strophe thematisiert Rache und ein „Recht“, das sich hinter der Figur eines „beschränkten Knechts“ verbirgt, womit möglicherweise eine Art von Ungerechtigkeit und Korruption angedeutet wird. Die letzte Strophe endet mit einer unheimlichen Frage, was passieren wird, wenn die „Köpfe ... wieder hupfen auf ihren Rumpf“. Dies könnte als Hinweis auf eine potenzielle Revolution oder einen Aufstand interpretiert werden.

Die Bedeutung des lyrischen Ichs scheint bei der Offenlegung der hässlichen Realität von Gewalt und Ungerechtigkeit zu liegen, und es stellt letztendlich die Frage nach den Konsequenzen und dem potenziellen Widerstand dagegen.

Das Gedicht hat eine klare Struktur, bestehend aus drei vierzeiligen Strophen mit kurzen Versen. Die Sprache ist prägnant und ungeschönt, die meisten Worte haben direkte, physische Konnotationen. Es gibt kein Reimschema, was den rohen und brutalen Inhalt des Gedichts unterstreicht. Die wiederholte Verwendung des Wortes „Überall“ in den ersten beiden Strophen erzeugt ein Gefühl von Allgegenwärtigkeit der dargestellten Gewalt. Die Frage am Ende erzeugt eine abschließende Spannung und lässt den Leser mit einer offenen und beunruhigenden Frage zurück.

Insgesamt handelt es sich bei „Hinrichtungen“ um ein düsteres und kritisches Gedicht, das die Themen Gewalt, Ungerechtigkeit und möglichen Widerstand eindringlich behandelt und zur Reflexion anregt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Hinrichtungen“ des Autors Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1928. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 52 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Hinrichtungen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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