Himmelsklöße von Joachim Ringelnatz

Je mehr Kinder dabei mitmachen,
Umso mehr giebt es nachher zu lachen.
— — — —
Dicke Papiere sind nicht zu gebrauchen.
Man muß Zeitung oder Briefe von Vaters Schreibtisch nehmen.
Keiner darf sich schämen,
Das Papier mit der Hand in den Nachttopf zu tauchen.
Wenn es ganz weich ist, wird es zu Klößen geballt
Und mit aller Wucht gegen die Decke geknallt.
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Man darf auch vorher schnell noch Popel hineinkneten.
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Solche Klöße bleiben oben minutenlang kleben.
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Jedes Kind muß nun unter einen der Klöße treten
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Und den offenen Mund nach der Decke erheben.
 
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Vorher singen alle im Rund:
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„Lieber Himmel tu uns kund,
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Wer hat einen bösen Mund.“
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Bis der erste Kloß runterfällt
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Und trifft zum Beispiel Fannis Gesicht.
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Dann wird die Fanni umstellt.
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Und alle singen (nur Fanni nicht):
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„Schweinehündin, Schweinehund!
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Himmelsklöße taten kund:
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Du hast einen bösen Mund.
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Sperrt sie in den Kleiderschrank
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Wegen ihrem Mordsgestank.“
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Steckt eurem Vater frech die Zunge
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Heraus. Und ruft: „Prost Lausejunge!“
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Dann — wenn er vorher auch noch grollte —
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Vergißt er, daß er euch prügeln wollte
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Himmelsklöße“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
170
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht mit dem Titel „Himmelsklöße“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz gehört zur Literatur der Moderne, besonders der Weimarer Republik, und ist bekannt für seinen humorvollen und oft absurden Stil.

Schon beim ersten Aufblättern macht „Himmelsklöße“ einen heiteren und fast kindlichen Eindruck. Das Gedicht beschreibt ein lustiges und unkonventionelles Spiel, bei dem Kinder feuchte Papierklöße an die Decke werfen und darauf warten, dass diese wieder herunterfallen. Das Kind, auf das einer der „Himmelsklöße“ fällt, wird dann stellvertretend für seine „vermeintlichen Vergehen“ verspottet und bestraft.

Das lyrische Ich legt hierbei Wert auf die Freude des gemeinsamen Spielens und Ausbrechen aus den Alltagsnormen. Es verwendet eine direkte und verständliche Sprache und ermutigt die Kinder, gegen gesellschaftliche Normen, wie Ruhe und Ordnung, zu verstoßen und stattdessen ihrer Freude am Spiel nachzugehen - selbst wenn das bedeutet, vor den Eltern frech zu sein.

In Bezug auf die Form, besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit insgesamt 30 Versen. Die Länge der Verse variiert, was eine gewisse Lebhaftigkeit erzeugt. Diese leicht chaotische Struktur könnte als Spiegelbild der spielerischen Rebellion angesehen werden, die der Text fördert. Zudem gibt es keine festen Reimstrukturen, was die Freiheit und Improvisation des Spielens betonen könnte.

Insgesamt ist „Himmelsklöße“ ein heiteres Gedicht, das uns in die lustige und oft absurde Welt der Kinderspiele mitnimmt. Es feiert die kindliche Rebellion und den Spaß, den man hat, wenn man aus den gesellschaftlichen Normen ausbricht.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Himmelsklöße“. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1924 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Potsdam. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 170 Worte. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Himmelsklöße“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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