Himmelsbräute von Heinrich Heine
1 |
Wer dem Kloster geht vorbei |
2 |
Mitternächtlich, sieht die Fenster |
3 |
Hell erleuchtet. Ihren Umgang |
4 |
Halten dorten die Gespenster. |
|
|
5 |
Eine düstre Prozession |
6 |
Todter Ursulinerinnen; |
7 |
Junge, hübsche Angesichter |
8 |
Lauschen aus Kapuz’ und Linnen. |
|
|
9 |
Tragen Kerzen in der Hand, |
10 |
Die unheimlich bluthroth schimmern; |
11 |
Seltsam wiederhallt im Kreuzgang |
12 |
Ein Gewisper und ein Wimmern. |
|
|
13 |
Nach der Kirche geht der Zug, |
14 |
Und sie setzen dort sich nieder |
15 |
Auf des Chores Buchsbaumstühle |
16 |
Und beginnen ihre Lieder. |
|
|
17 |
Litaneienfromme Weisen, |
18 |
Aber wahnsinnwüste Worte; |
19 |
Arme Seelen sind es, welche |
20 |
Pochen an des Himmels Pforte. |
|
|
21 |
„Bräute Christi waren wir, |
22 |
Doch die Weltlust und bethörte, |
23 |
Und da gaben wir dem Cäsar, |
24 |
Was dem lieben Gott gehörte. |
|
|
25 |
„Reizend ist die Uniform |
26 |
Und des Schnurrbarts Glanz und Glätte; |
27 |
Doch verlockend sind am meisten |
28 |
Cäsars goldne Epaulette. |
|
|
29 |
„Ach der Stirne, welche trug |
30 |
Eine Dornenkrone weiland, |
31 |
Gaben wir ein Hirschgeweihe – |
32 |
Wir betrogen unsern Heiland. |
|
|
33 |
„Jesus, der die Güte selbst, |
34 |
Weinte sanft ob unserer Fehle, |
35 |
Und er sprach: Vermaledeit |
36 |
Und verdammt sei eure Seele! |
|
|
37 |
„Grabentstieg’ner Spuk der Nacht, |
38 |
Müssen büßend wir nunmehre |
39 |
Irre gehn in diesen Mauern – |
40 |
Miserere! Miserere! |
|
|
41 |
„Ach, im Grabe ist es gut, |
42 |
Ob es gleich viel besser wäre |
43 |
In dem warmen Himmelreiche – |
44 |
Miserere! Miserere! |
|
|
45 |
„Süßer Jesus, o vergieb |
46 |
Endlich uns die Schuld, die schwere, |
47 |
Schließ’ uns auf den warmen Himmel – |
48 |
Miserere! Miserere!“ |
|
|
49 |
Also singt die Nonnenschaar, |
50 |
Und ein längst verstorb’ner Küster |
51 |
Spielt die Orgel. Schattenhände |
52 |
Stürmen toll durch die Register. |
Details zum Gedicht „Himmelsbräute“
Heinrich Heine
13
52
227
1851
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Himmelsbräute“. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. 1851 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Hamburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 52 Versen mit insgesamt 13 Strophen und umfasst dabei 227 Worte. Die Gedichte „Ach, die Augen sind es wieder“, „Ach, ich sehne mich nach Thränen“ und „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Himmelsbräute“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Heinrich Heine
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Heinrich Heine und seinem Gedicht „Himmelsbräute“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
- Heine, Heinrich - Nachtgedanken (Gedichtinterpretation)
- Heine, Heinrich - Lyrisches Intermezzo (Gedichtinterpretation)
- Heine, Heinrich - Du bist wie eine Blume (Gedichtinterpretation)
- Heine, Heinrich - Der Wind zieht seine Hosen an
- Heine, Heinrich - Zur Beruhigung (Gedichtinterpretation)
Weitere Gedichte des Autors Heinrich Heine (Infos zum Autor)
- Abenddämmerung
- Ach, die Augen sind es wieder
- Ach, ich sehne mich nach Thränen
- Ach, wenn ich nur der Schemel wär’
- Ahnung
- Allnächtlich im Traume seh’ ich dich
- Almansor
- Als ich, auf der Reise, zufällig
- Alte Rose
- Altes Lied
Zum Autor Heinrich Heine sind auf abi-pur.de 535 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt