Hilflose Tiere von Joachim Ringelnatz

Wenn ein Hund kotzt, soll man keinen Augenblick
Ihn dann stören,
Soll man auf ihn hören.
Töne sind Bruchstücke von Musik.
 
Ob geräuschvoll oder leise,
Massig oder klein bei klein –
Kann es doch die schönste Speise,
Kann es beispielsweise
Hammelkeule in Madeira sein.
 
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Auch das Dichten ist ein Vonsichgeben.
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Eisen bricht. Und alles geht vorbei,
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Auch die Wolke und das Leben.
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Und ein einz’ger Koch verdirbt den ganzen Brei.
 
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Mag sich also keiner überheben,
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der auf Menschtum und Gesundheit protzt.
 
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Wenn ein Hündchen kotzt –
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Öffentlich genau so wie zu Hause –
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Sollst du mit ihm leiden,
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Maulkorb ihm durchschneiden;
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Denn sonst wirkt der Korb wie eine Brause.
 
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Will das Rührende dir häßlich scheinen,
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Denke: Großes spiegelt sich im Kleinen.
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Wirst dich doch der eignen Übelkeit
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Niemals schämen.
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Gönne Tieren wenigstens die Zeit,
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Widerwärtiges zurückzunehmen.
 
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Oder laß das ruhig liegen. Weil
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Roheit niemals Glück bringt oder Segen.
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Jeder soll vor seiner Türe fegen.
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Und die Stiefelsohle ist kein Körperteil.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Hilflose Tiere“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
158
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Hilflose Tiere“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, der in der Zeit von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz war ein bekannter deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der besonders für seine humoristischen und satirischen Gedichte bekannt wurde.

Auf den ersten Eindruck hin erscheint das Gedicht als eine humorvolle und groteske Darstellung des alltäglichen Lebens eines Hundes. Ringelnatz verwendet auf humoristische und kapriziöse Weise das Bild eines kotzenden Hundes, um tiefgründigere philosophische und menschliche Themen zur Sprache zu bringen.

Inhaltlich beginnt das Gedicht damit, dass das lyrische Ich die Notwendigkeit betont, einen Hund, der erbricht, nicht zu stören. Dies dient als Metapher für die Bedeutung des Zuhörens und des Verständnisses der „Sprache“ eines anderen Lebewesens. Im weiteren Verlauf readaptiert Ringelnatz das Bild des kotzenden Hundes, um auf die menschliche Natur und den Akt des Dichtens hinzuweisen, welcher als ein Akt des „Vonsichgebens“ beschrieben wird.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus sieben Strophen mit einer variierenden Anzahl von Versen. Die Sprache des Gedichtes ist klar und einfacher Alltagssprache entnommen, was zur humorvollen und surrealen Atmosphäre des Gedichtes beiträgt. Darüber hinaus verwendet Ringelnatz auch viele Alliterationen und Wiederholungen, um Rhythmus und Melodie im Gedicht zu erzeugen und das Lesen zu einem humorvollen und angenehmen Erlebnis zu machen.

Insgesamt interpretiert und reflektiert Ringelnatz in diesem Gedicht auf humorvolle Art und Weise das menschliche Leben, die Natur des Individuums und die Bedeutung von Respekt und Verständnis gegenüber anderen Lebewesen. Er verwendet dabei das Bild des kotzenden Hundes, um diese Themen auf eine ungewöhnliche, aber dennoch einfühlsame und humorvolle Art und Weise darzustellen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Hilflose Tiere“ ist Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 158 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hilflose Tiere“ weitere 560 Gedichte vor.

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