Hic Rhodus, hic salta! von Heinrich Kämpchen

Warum, ihr wackern Mucker und Zeloten,
Gelegenheit ist euch genug geboten,
Greift ihr nicht ein und trennt die Herrn-Verbände
In „christlich“ und „unchristliche“ behende? –
 
Warum wollt ihr nicht dort auch Seelen retten
Aus der Verführung und des Truges Ketten? –
Dort gibt es ja in Menge Atheisten –
Und Scheidung ist wohl nötig für die Christen. –
 
Ihr schweigt – doch Antwort gibt mir euer Schweigen,
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Für jene habt ihr Bücken nur und Neigen –
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Doch nimmermehr ein Trennen und Zerspalten,
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Das bleibt den armen Frönern vorbehalten. –
 
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Für diese ist das Trennen und Zersplittern,
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Sobald sie freie Menschenwürde wittern,
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Sobald sie einig sich zusammenfinden
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Und sich zum Kampf, zum Widerstand verbinden. –
 
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Dann seid ihr stets die Retter auf dem Plane
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Und wirrt die Massen mit der Zwietrachtsfahne –
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Und trennt sie flugs, mit den bekannten Listen,
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In „Glaubenslose“ und in „gute Christen“. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.5 KB)

Details zum Gedicht „Hic Rhodus, hic salta!“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
136
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Hic Rhodus, hic salta!“ wurde von Heinrich Kämpchen, einem deutschen Schriftsteller und Lyriker, der im 19. Jahrhundert lebte, verfasst.

Mein erster Eindruck des Gedichts ist, dass es eine lebhafte Kritik an der Religiosität und der Hypokrisie der Kirche darstellt. Es scheint, dass das lyrische Ich die möglicherweise betrügerischen Aktionen und Worte von religiösen Anführern hinterfragt, die sich eher auf die Spaltung von Menschen konzentrieren, als auf deren Vereinigung.

Inhaltlich richtet das lyrische Ich seine Kritik an die „Mucker und Zeloten“, eine Verachtungsbezeichnung für religiöse Eiferer oder Heuchler. Es wirft ihnen vor, jede Gelegenheit zu nutzen, um die Gesellschaft zu spalten („trennt die Herrn-Verbände“ / „Scheidung ist wohl nötig für die Christen“) und ihre Positionen zu festigen. Im zweiten Teil des Gedichts wird diese Kritik konkretisiert: Die religiösen Eiferer sind angeblich nur daran interessiert, die Armen und Unterdrückten (hier „Fröner“ genannt) zu spalten, während sie vor den Reichen und Mächtigen („jene“) kuschen.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen zu je vier Versen. Es folgt kein erkennbares Reimschema, die Rhythmusstruktur ist jedoch gleichmäßig. Die Sprache des Gedichts ist ziemlich direkt und benutzt religiöse Fachbegriffe und anschauliche Metaphern, um seine Aussagen zu treffen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Hic Rhodus, hic salta!“ von Heinrich Kämpchen eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der Religion und insbesondere der Kirche in der Gesellschaft darstellt. Es hinterfragt deren Glaubwürdigkeit und ihren Anspruch, moralisches Vorbild zu sein, indem es sie der Spaltung und Unterdrückung der Armen und Schwachen beschuldigt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Hic Rhodus, hic salta!“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Kämpchen. Geboren wurde Kämpchen im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr. 1909 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Bochum. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 136 Worte. Die Gedichte „Am goldenen Sonntag“, „An Annette von Droste-Hülshoff“ und „An Hertha“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Kämpchen. Zum Autor des Gedichtes „Hic Rhodus, hic salta!“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.

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