Herüber zog eine schwarze Nacht von Georg Weerth

Lieder aus Lancashire

Herüber zog eine schwarze Nacht.
Die Föhren rauschten im Sturme;
Es hat das Wetter wild zerkracht
Die Kirche mit ihrem Thurme.
 
Zerschmettert das Kreuz; zerdrückt der Altar;
Zermalmt das Gebein in den Särgen –
Die gothischen Bögen wälzen sich
Donnernd hinab von den Bergen.
 
Zum Dorfe stürzt sich Thurm und Chor
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Als wie zu einem Grabe –
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Da fährt entsetzt vom Lager empor
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Und spricht zur Mutter der Knabe:
 
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„Ach Mutter, mir träumte einen Traum so schwer,
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„Das hat den Schlaf mir verdorben.
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„Ach Mutter, mir träumte, so eben wär’
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„Der liebe Herr Gott gestorben.“
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Herüber zog eine schwarze Nacht“

Autor
Georg Weerth
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
nach 1838
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Der Autor dieses Gedichts ist Georg Weerth, ein deutscher Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, der hauptsächlich während der Vormärzzeit aktiv war und als erster bedeutender Arbeiterdichter in der deutschen Literatur gilt.

Das Gedicht zeigt eine scheinbar gewalttätige und düstere Szene. Es beschreibt, wie eine „schwarze Nacht“ (Vers 1) über eine Landschaft zieht und dabei Zerstörung anrichtet. Besonders beschädigt wird eine Kirche, deren Kreuz und Altar zerschmettert und die sterblichen Überreste in den Särgen zermalmt werden. Schließlich stürzen der Turm und der Chor der Kirche ins Dorf. Es ist ein alptraumhaftes Bild, das der Dichter hier zeichnet, und dieses Gefühl wird bestätigt, als ein Kind im letzten Vers zu seiner Mutter sagt, es hätte geträumt, dass Gott gestorben sei.

In einfachen Worten ausgedrückt, spricht das lyrische Ich über einen Albtraum, in dem eine heilige Kirche und deren Symbol der Kreuz und Altar in einer Sturmnacht zerstört werden und auch der Tod Gottes angedeutet wird. Das Kind ist voller Furcht bei diesem Gedanken und auch eine gewisse Verzweiflung ist zu spüren. Dieser Traum und seine Folgen spiegeln die äußere dunkle, zerstörerische Nacht wider. Es ist wahrscheinlich, dass dieses Gedicht eine Kritik oder eine Darstellung der gesellschaftlichen und religiösen Unruhen seiner Zeit widerspiegelt.

Die Form und Sprache des Gedichts ist recht schlicht und unkompliziert gehalten. Es besteht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen in freien Rhythmus ohne festes Reimschema. Die Sprache ist direkt, konkret und bildhaft, beschreibt lebhafte und starke Bilder mit Sinn für dramatische Aktivität. Unterschiedliche Laute und Rhythmen im Gedicht erzeugen eine Art musikalische Untermalung, die die Intensität der in der Geschichte erzählten Handlung verstärkt. Das Gedicht verwendet eine traditionelle, leicht archaische Sprache und Ausdrucksweise, die dem ernsten und düsteren Ton des Inhalts entspricht.

Weitere Informationen

Georg Weerth ist der Autor des Gedichtes „Herüber zog eine schwarze Nacht“. Geboren wurde Weerth im Jahr 1822 in Detmold. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1838 und 1856. Zürich ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei dem Schriftsteller Weerth handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 93 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Georg Weerth sind „Sie saßen auf den Bänken“, „Vernunft und Wahnsinn“ und „Auf meiner Lippe brennend Rot“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Herüber zog eine schwarze Nacht“ weitere 12 Gedichte vor.

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