Herr Seydlitz auf dem Falben von Theodor Fontane
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Herr Seydlitz auf dem Falben |
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Sprengt an die Front heran, |
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Sein Aug’ ist allenthalben, |
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Er mustert Roß und Mann, |
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Er reitet auf und nieder |
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Und blickt so lustig drein, |
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Da wissen’s alle Glieder: |
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Heut wird ein Tanzen sein. |
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Noch weit sind die Franzosen; |
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Doch Seydlitz will zu Ball, |
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Die gelben Lederhosen, |
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Sie sitzen drum so prall; |
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Schwarz glänzen Hut und Krämpe, |
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Im Sonnenschein zumal, |
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Und gar die blanke Plempe |
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Blitzt selbst wie Sonnenstrahl. |
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Sie brechen auf von Halle, |
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Die Tänzer allbereit, |
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Bis Gotha hin zu Balle |
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Ist freilich etwas weit, |
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Doch Seydlitz, vorwärts trabend, |
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Spricht: „Kinder, wohlgemuth! |
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Ich denk’, ein lust’ger Abend |
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Macht Alles wieder gut.“ |
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Die Nacht ist eingebrochen; |
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Zu Gotha, auf dem Schloß, |
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Welch Tanzen da und Kochen |
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Im Saal und Erdgeschoß, |
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Die Tafel trägt das Beste |
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An Wein und Wild und Fisch, – |
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Da, ungebet’ne Gäste |
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Führt Seydlitz an den Tisch. |
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Die Witz- und Wortspiel-Jäger |
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Sind fort mit einem Satz, |
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Die Schwert- und Stulpen-Träger |
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Sie nehmen hurtig Platz; |
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Herr Seydlitz bricht beim Zechen |
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Den Flaschen all den Hals, |
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Man weiß, das Hälsebrechen |
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Verstund er allenfalls. |
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Getrunken und gegessen |
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Hat Jeder, was ihm scheint, |
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Dann heißt es: „aufgesessen |
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Und wieder nach dem Feind!“ |
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Der möchte sich verschnaufen, |
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Und hält bei Roßbach an, |
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Doch nur, um fortzulaufen |
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Mit neuen Kräften dann. – |
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Das waren Seydlitz Späße; |
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Bei Zorndorf galt es Zorn, |
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Als ob’s im Namen säße, |
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Nahm man sich da auf’s Korn; |
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Das slavische Gelichter – |
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Herr Seydlitz hoffte traun |
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Noch menschliche Gesichter |
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Aus ihnen zuzuhau’n. |
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Des Krieges Blutvergeuden, |
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Die Fürsten kriegten’s satt; |
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Nur Seydlitz wenig Freuden |
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An ihrem Frieden hat, |
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Oft jagt er drum vom Morgen |
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Bis in die Nacht hinein, |
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Es können dann die Sorgen |
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So schnell nicht hinterdrein. |
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Er kam nicht hoch zu Jahren, |
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Früh trat herein der Tod: |
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Könnt’ er zu Rosse fahren, |
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Da hätt’s noch keine Noth; |
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Doch auf dem Lager, balde |
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Hat ihn der Feind besiegt, |
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Der draußen auf der Halde |
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Noch lang’ ihn nicht gekriegt. |
Details zum Gedicht „Herr Seydlitz auf dem Falben“
Theodor Fontane
9
72
328
1895
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Herr Seydlitz auf dem Falben“ wurde von dem deutschen Schriftsteller Theodor Fontane verfasst, der von 1819 bis 1898 lebte. Es gehört damit zeitlich der Epoche des 19. Jahrhunderts an, genauer in die Periode des Realismus.
Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einem heroischen Ton, einer Mischung aus Abenteuer und Geschichte. Es wird von dem Kavalleriegeneral Friedrich Wilhelm von Seydlitz erzählt, der im Siebenjährigen Krieg unter Friedrich dem Großen diente.
Das lyrische Ich des Gedichts erzählt von Seydlitz, wie er bereit ist, in die Schlacht zu ziehen, wie er seine Männer anführt und voller Elan ist. Es schildert Seydlitz als mutigen und charismatischen Anführer, der den Ernst der Kriegssituation nicht verkennt, aber dennoch seinen Humor und seine Lebensfreude bewahrt.
Das Gedicht besteht aus neun Strophen mit je acht Versen. Der Rhythmus ist klar und fließend, die Sprache eher einfach gehalten. Fontane nutzt Metaphern und bildhafte Sprache, um die Atmosphäre und die Charaktere zum Leben zu erwecken, wie etwa Seydlitz’ „lächelndes“ Gesicht oder die „schimmernde“ Uniform.
Das lyrische Ich erzählt von dem Lebensstil Seydlitz’, vom Trinken, Essen und Tanzen, und doch immer bereit, in die Schlacht zu ziehen. Seydlitz wird als tapferer Kämpfer beschrieben, der auch in schwierigen Zeiten seinen Humor nicht verliert. Seydlitz Tod ist auch Thema des Gedichts, gezeichnet als ruhig und friedlich nach einem aktiven und lebensbejahenden Leben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Herr Seydlitz auf dem Falben“ ein heroisches Lyrik ist, das den Prunk und die Tapferkeit des Kriegs zeigt, aber auch die Freude am Leben und den Tod in Würde.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Herr Seydlitz auf dem Falben“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Fontane. Geboren wurde Fontane im Jahr 1819 in Neuruppin. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1895 zurück. In Stuttgart und Berlin ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Der Schriftsteller Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 328 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 72 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Weitere Werke des Dichters Theodor Fontane sind „Alles still!“, „Am Jahrestag“ und „An Bettina“. Zum Autor des Gedichtes „Herr Seydlitz auf dem Falben“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.
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