Herbststimmung von Rainer Maria Rilke

Die Luft ist lau, wie in dem Sterbezimmer,
an dessen Türe schon der Tod steht still;
auf nassen Dächern liegt ein blasser Schimmer,
wie der der Kerze, die verlöschen will.
 
Das Regenwasser röchelt in den Rinnen,
der matte Wind hält Blätterleichenschau; –
und wie ein Schwarm gescheuchter Bekassinen
ziehn bang die kleinen Wolken durch das Grau.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Herbststimmung“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
55
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Herbststimmung“ wurde von Rainer Maria Rilke geschrieben, einem österreichischen Lyriker der Jahrhundertwende, der von 1875 bis 1926 lebte. Dieses Gedicht lässt sich thematisch und stilistisch in die Epoche des Symbolismus einordnen, welche am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts stattfand.

Auf den ersten Blick wirkt dieses Gedicht düster und melancholisch. Es vermittelt eine Stimmung der Dunkelheit, Stille und Traurigkeit – typisch für eine herbstliche Atmosphäre.

Im Inhaltlichem handelt das Gedicht von der Anmutung und der Empfindung des Herbstes. Aber dieser wird nicht, wie in der Romantik, verklärt, sondern wir erfahren eine genaue, fast schonungslose Beobachtung der Natur. Die Luft ist „lau, wie in einem Sterbezimmer“ (Vers 1) und es gibt einen „blassen Schimmer“ (Vers 3), welcher die Farblosigkeit und Wehmut hervorhebt.

Die Personifikationen im Gedicht, insbesondere der Tod, der an der Tür steht (Vers 2), und die Blätter, die als Leichen dargestellt werden (Vers 6), verdeutlichen die Vergänglichkeit, welche der Herbst repräsentiert. Der Vergleich zwischen der Kerze, die verlöschen will und der blassen Luft, ist eindrücklich und unterstreicht die düstere Stimmung. Mit diesen Bildern vermittelt Rilke die melancholische und düstere Seite des Herbstes, die den endgültigen Abschied vom lebendigen Sommer und die bevorstehende Dunkelheit des Winters symbolisiert.

Formal handelt es sich um ein in zwei Strophen aufgebautes Gedicht mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist deutlich und präzise, und trotz der düsteren Bilder, die sie hervorbringt, besitzt sie eine Schönheit und Tiefe, die typisch für Rilkes Werk ist. Im Gedicht finden sich verschiedene rhetorische Mittel, darunter Metaphern („nassen Dächern liegt ein blasser Schimmer“), Vergleiche („wie in dem Sterbezimmer“) und Personifikationen („an dessen Türe schon der Tod steht still“). Diese Elemente tragen zur Schöpfung der bedrückenden, melancholischen Atmosphäre bei.

Insgesamt kann man sagen, dass Rilkes „Herbststimmung“ eine atmosphärische und detaillierte Darstellung des Herbstes bietet, die sowohl seine Schönheit als auch seine Dunkelheit hervorhebt und dadurch eine tiefgreifende Erfahrung seiner Betrachter ermöglicht. Die Botschaft des lyrischen Ichs scheint zu sein, dass die Vergänglichkeit und der Wandel Teil des Lebens sind und daher sowohl akzeptiert als auch gewürdigt werden sollten.

Weitere Informationen

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Herbststimmung“. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. Im Zeitraum zwischen 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Frankfurt am Main. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 55 Worte. Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend“ und „Abend in Skaane“. Zum Autor des Gedichtes „Herbststimmung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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