Herbstmorgen von Theodor Fontane
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Die Wolken ziehn wie Trauergäste |
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Den Mond zu Grabe zu geleiten; |
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Der Wind durchfegt die starren Aeste, |
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Und sucht ein Blatt aus bessren Zeiten. |
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Die grünen Tannen schaun so düster |
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Auf eine jung-geknickte Eiche, |
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Als blickten trauernde Geschwister |
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Auf der geliebten Schwester Leiche. |
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Schon flattern in der Luft die Raben, |
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Des Winters unheilvolle Boten; |
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Bald wird er tief in Schnee begraben |
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Die Erde – seinen großen Todten. |
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Ein Bach läuft hastig mir zur Seite; |
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Er ahnt des Winters Eisesketten, |
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Und stürzt sich fort und sucht das Weite |
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Als könnt’ ihm Flucht das Leben retten. |
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Da mocht’ ich länger nicht inmitten |
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So todesnaher Oede weilen; |
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Es trieb mich fort, mit hast’gen Schritten |
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Dem flücht’gen Bache nachzueilen. |
Details zum Gedicht „Herbstmorgen“
Theodor Fontane
5
20
116
1851
Realismus
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts „Herbstmorgen“ ist Theodor Fontane, welcher im 19. Jahrhundert lebte. Das Gedicht lässt sich somit in die Epoche des Realismus einordnen.
Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck von Melancholie und trauriger Stimmung. Das Gedicht strahlt eine gewisse Schwere und Ernsthaftigkeit aus, die durch die Themen wie Tod, Vergänglichkeit und Trauer sowie das eher düstere Bild des Herbstmorgens hervorgerufen werden.
Inhaltlich beschreibt das Gedicht verschiedene Szenen eines herbstlichen Morgens aus der Perspektive des lyrischen Ichs. Der Autor verwendet dabei viele sinnliche, visuelle und akustische Beschreibungen, um ein lebendiges Bild der Szenerie zu kreieren. Dabei wird der Herbst als Vorbote des Winters und somit auch des Todes und der Vergänglichkeit dargestellt. Die Szenen sind gefüllt mit Anspielungen auf den Tod und die Vergänglichkeit, wie die trauernden Wolken, die den Mond zu Grabe geleiten, die starren Äste, die nach einem Blatt aus besseren Zeiten suchen, die Bäume, die trauernd auf eine abgestorbene Eiche blicken, die Raben als Boten des Winters und des Todes, und schließlich der Bach, der seine Flucht vor dem Winter und dem Tod sucht. Das lyrische Ich wird vom Anblick dieser melancholischen Natur getrieben und versucht, dem Bach in seiner Flucht zu folgen - als ob es selbst versucht, dem Tod zu entkommen.
Das Gedicht folgt einem einheitlichen formalen Schema mit fünf Strophen zu je vier Versen. Stilistisch zeugt das Gedicht von Fontanes handwerklicher Meisterschaft, eindrucksvoll ist sein Gebrauch von Personifikation und Metapher. Er verleiht unterschiedlichen Teilen der Natur menschliche Charakteristiken, dazu nutzt er Vergleiche oder stellt Parallelen zu menschlichen Situationen her, um die traurige, melancholische Atmosphäre zu intensivieren.
Insgesamt ist „Herbstmorgen“ ein Gedicht, das alles andere als eine idyllische Herbstlandschaft darstellt, sondern die dunkle, düstere und melancholische Seite dieser Jahreszeit in den Mittelpunkt stellt und dabei auf die Themen Tod und Vergänglichkeit fokussiert.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Herbstmorgen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Fontane. Im Jahr 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1851 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 116 Worte. Der Dichter Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „An Lischen“, „An Marie“ und „An meinem Fünfundsiebzigsten“. Zum Autor des Gedichtes „Herbstmorgen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.
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