Herbstgefühl von Johann Wolfgang von Goethe

Fetter grüne, du Laub’,
Am Rebengeländer
Hier mein Fenster herauf!
Gedrängter quellet,
Zwillingsbeeren, und reifet
Schneller und glänzend voller!
Euch brütet der Mutter Sonne
Scheideblick, euch umsäuselt
Des holden Himmels
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Fruchtende Fülle;
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Euch kühlet des Mondes
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Freundlicher Zauberhauch,
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Und euch bethauen, ach!
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Aus diesen Augen
15 
Der ewig belebenden Liebe
16 
Vollschwellende Thränen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Herbstgefühl“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
51
Entstehungsjahr
1775
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Zu analysieren ist das Gedicht „Herbstgefühl“, verfasst von Johann Wolfgang von Goethe, einer der bekanntesten Schriftsteller der deutschen Literatur. Goethe lebte von 1749 bis 1832, also in der Zeit der Aufklärung und des Sturm und Drang, und zählt zu den Vertreter der Weimarer Klassik. Dieses Gedicht wurde wahrscheinlich in der Weimarer Zeit geschrieben, als Goethe eine hohe Wertschätzung für die Natur entwickelte.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht eine intensive Naturbeschreibung enthält, die von einem starken persönlichen Empfinden durchzogen ist. Das lyrische Ich richtet seine Worte an ein Rebengeländer vor seinem Fenster und beschreibt dessen Reben und das heranreifende Obst. Die Anrede an die Natur mit ihrem „grünen Laub“ und den „Zwillingsbeeren“ spiegelt die verbundene und respektvolle Haltung des lyrischen Ichs zur Natur wider.

Dabei ist der Inhalt des Gedichts recht bildhaft und konzentriert sich auf das Heranreifen und die Fülle der Natur im Herbst. Der Ausdruck „Herbstgefühl“ steht dabei auch für die Gefühle des lyrischen Ichs, das sich möglicherweise in einer Lebensphase des Reifens und der Fülle sieht, ähnlich wie die Natur im Herbst.

Auf formaler Ebene ist das Gedicht in einer Strophe mit 16 Versen gehalten, die keine Reime enthält. Dies kennzeichnet es als freies Gedicht. Die Sprache ist hochgestochen und enthält viele metaphorische Ausdrücke und Adjektive, die das Bild der Natur lebendig und plastisch erscheinen lassen. Damit erzeugt Goethe eine intensive Bildsprache, die den Leser einlädt, das Herbstgefühl selbst zu empfinden.

Zusammenfassend ist „Herbstgefühl“ ein typisches Gedicht Goethes aus der Weimarer Zeit, in dem er seine tiefe Verbundenheit zur Natur und deren Fülle zum Ausdruck bringt. Dabei verwendet er eine reiche, bildhafte Sprache, die den Leser direkt in das Geschehen zieht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Herbstgefühl“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wolfgang von Goethe. 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1775 zurück. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Tübingen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet wird. Die Epoche ordnet sich nach der Literaturepoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Die Literaturepoche der Weimarer Klassik dauerte von 1786 bis 1832 an. Bedeutende Vertreter dieser Epoche waren Goethe und Schiller. Die zeitliche Abgrenzung orientiert sich dabei an dem Schaffen Goethes. So wird dessen erste Italienreise im Jahr 1786 als Beginn der deutschen Klassik angesehen, die dann mit seinem Tod im Jahr 1832 ihr Ende nahm. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Die Klassik geht von der Erziehbarkeit des Menschen zum Guten aus. Ihr Ziel ist die Humanität, die wahre Menschlichkeit (das Schöne, Gute, Wahre). Die Autoren der Klassik gingen davon aus, dass Gott den Menschen Gefühle und Vernunft gibt und die Menschen damit dem Leben einen Sinn geben. Der Mensch ist also von höheren Mächten bestimmt. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik charakteristisch. Während man im Sturm und Drang die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Goethe, Schiller, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Klassik angesehen werden. Aber nur Goethe und Schiller inspirierten und motivierten einander durch intensive Zusammenarbeit und wechselseitige Kritik.

Das vorliegende Gedicht umfasst 51 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 16 Versen. Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „Amytnas“, „An Annetten“ und „An Belinden“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Herbstgefühl“ weitere 1618 Gedichte vor.

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