Helfen von Joachim Ringelnatz

Es betteln Armut und Betrug.
Es betteln die Faulen und Schwachen.
Wer viel gegeben, gab nie genug.
Ehrliches Lachen darf lachen.
 
Wir reden gern uns die Schuld vom Hals
Und arbeiten ungern für Faule.
Es packt uns Reue erledigtenfalls
Oder Gruseln bei offenem Maule.
 
Und ganz erschüttert hörn wir und schreiben
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Von Armen, die unerreichbar bleiben.
 
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Wie leicht klingt das, wenn jemand spricht:
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„Hart! Aber das Schwache muß sterben!“
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Doch dürfen auch manche Leute nicht
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Am ewigen Helfen verderben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Helfen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
79
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Helfen“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Autor und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Aufgrund seines Sterbedatums könnte dieses Werk realistisch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wahrscheinlich in der Weimarer Republik oder während der Weltwirtschaftskrise, verortet werden.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht nachdenklich stimmend. Es scheint sich mit gesellschaftlichen Fragen zu befassen, insbesondere mit den Themen Armut, Hilfsbereitschaft und menschlicher Selbstsucht.

Das Gedicht unterteilt sich in vier Strophen. Die erste stellt verschiedene Gruppen dar, die um Hilfe bitten, einschließlich der Armen und Betrüger, sowie der Faulen und Schwachen. Es wird betont, dass egal wie viel Hilfe man leistet, es nie genug erscheint. Die zweite Strophe wirft ein Licht auf die menschliche Natur, die Schuld abzuweisen und ungern für diejenigen zu arbeiten, die nicht arbeiten wollen. Die dritte Strophe spricht über die Erschütterungen, die Menschen empfinden, wenn sie von unerreichbaren Armen hören und schreiben. Die vierte und letzte Strophe zeigt deutlich, dass es hart klingt, wenn gesagt wird, dass das Schwache sterben muss, betont aber auch, dass manche Menschen nicht durch ständiges Helfen stigmatisiert werden sollten.

Die Grundbotschaft des Gedichts scheint eine Reflexion über die sozialen Ungerechtigkeiten zu sein, das Imbalance zwischen jenen, die Hilfe brauchen und jenen, die Hilfe gewähren. Es wirft Fragen zur menschlichen Natur auf, insbesondere in Bezug auf unsere Bereitschaft, anderen zu helfen unabhängig davon, ob sie unsere Hilfe „verdienen“ oder nicht.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in einfache Verse und Strophen unterteilt, was den Inhalt zugänglich macht. Die Sprache ist direkt und unkompliziert, ermöglicht es dem Leser jedoch, die tieferen, sozialen und moralischen Themen zu erkennen und darüber nachzudenken. Das lyrische Ich positioniert sich als Beobachter, Gutachter und Fragesteller, aber lässt den Leser selbst Schlussfolgerungen ziehen.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Helfen“. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1929 zurück. In Berlin ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 79 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Zum Autor des Gedichtes „Helfen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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