Heißer Wunsch von Rudolf Lavant

Ein schönes Alter wurde mir beschieden,
Auf das zu hoffen niemals ich gewagt;
Doch sehnt man sich nach Ruhe und nach Frieden,
Da man der Hoffnung ohnehin entsagt.
 
Nun würgt es mich, den Müden, an der Kehle,
Da ich so fest an meinen Traum geglaubt —
Es wurde mir das Gleichgewicht der Seele,
Der Nächte Schlummer wurde mir geraubt.
 
Ich sah vor mir zerfahren und zerrinnen,
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Was seit den Kinderjahren ich geliebt;
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Ich muss mich immer mühsam erst besinnen,
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Dass so etwas wie Freude es noch gibt.
 
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Und dennoch möchte ich nicht vom Leben scheiden,
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Bis uns ein Retter aus der Not erstand,
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Bis nach des Weltkampfs grauenhaften Leiden
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Erschüttert man den Mut zum Frieden fand.
 
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Bis über sich nach schreckerfüllten Tagen
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Den schönsten Sieg Europas Rat gewann,
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Bis das Geschlecht als einz’ge Frucht der Klagen
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Sich auf die Menschlichkeit zurückbesann.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Heißer Wunsch“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
141
Entstehungsjahr
nach 1860
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Heißer Wunsch“ ist von Rudolf Lavant - einem deutschen Schriftsteller, der zwischen 1844 und 1915 lebte. Dies erlaubt es uns, das Werk in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert einzuordnen, vermutlich eine Zeit, in der die ersten Vorboten der bevorstehenden großen Weltkriege spürbar waren.

Beim ersten Lesen fällt der melancholische Ton des Gedichts auf, der von einer tiefen Traurigkeit und einer Sehnsucht nach besseren Zeiten geprägt ist. Das lyrische Ich blickt offenbar auf ein langes, ereignisreiches Leben zurück. Es hat Freuden erlebt und Träume gehabt, aber auch Schmerzen und Enttäuschungen.

Im Inhalt drückt das lyrische Ich zunächst Dankbarkeit für ein langes Leben aus, fasst aber bald seine aktuelle Situation zusammen: Der Protagonist ist müde, von einem harten Leben gezeichnet und von Hoffnungsentzug geplagt. Er fühlt sich ausgeglichen und ruhelos, erinnert sich schwerfällig an die Freuden des Lebens und beklagt die Zerstörung alles Vertrauten. Trotz allem ist er jedoch nicht bereit, von dieser Welt zu gehen. Er wartet und hofft auf einen „Retter“, der aus der Not herauskommt und Frieden bringt. Er spricht von den kriegsgebeutelten Tagen Europas und drückt seinen Wunsch nach einer Erinnerung an Menschlichkeit und Frieden aus.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts lässt sich sagen, dass es sich um ein Gutdichtes Gedicht mit fünf Strophen, jeweils vier Verse lang handelt. Die Sprache ist relativ einfach und klar, mit einer melancholischen und zum Teil resignativen Stimmung. Die Versform ermöglicht es, das Gefühl der Erschöpfung und das Gedränge der Gedanken des lyrischen Ichs nachzuempfinden.

Schließlich könnte das Gedicht auch als ein Appell an zukünftige Generationen verstanden werden, den Wert des Friedens zu erkennen und sich an die Menschlichkeit zu erinnern - ein Kontrast zu den „grauenhaften Leiden und schreckerfüllten Tagen“, von denen das lyrische Ich spricht, die möglicherweise auf die Kriege und Konflikte seiner Zeit anspielen. Es ist ein „heißer Wunsch“ nach Frieden und Menschlichkeit. Durch die Klarheit und Schlichtheit seiner Sprache macht das Gedicht diesen Wunsch eindringlich und emotional nachvollziehbar.

Weitere Informationen

Rudolf Lavant ist der Autor des Gedichtes „Heißer Wunsch“. 1844 wurde Lavant in Leipzig geboren. Im Zeitraum zwischen 1860 und 1915 ist das Gedicht entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 141 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Der Dichter Rudolf Lavant ist auch der Autor für Gedichte wie „An unsere Feinde“, „An unsere Gegner“ und „An la belle France.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Heißer Wunsch“ weitere 96 Gedichte vor.

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