Heimweh von Frank Wedekind

Über bemooste Steine
Fällt ein rauschender Quell,
Glitzert im Mondenscheine,
Funkelt so silberhell.
 
Sinnend saß ich daneben,
Sah, wie die Welle schäumt,
Hab’ vom vergangenen Leben,
Hab’ von der Zukunft geträumt.
 
In der Tiefe der Wogen
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Sah ich gar mancherlei,
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Viele Gestalten zogen
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Grüßend an mir vorbei.
 
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Waren die lieben Seelen,
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Die mich dereinst erfreut,
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Die meinem Herzen fehlen
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Hier in der Einsamkeit.
 
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Tausendmal laß dir danken,
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Lieblicher Silberbach,
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Daß du den Heimwehkranken
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Tröstest im Ungemach;
 
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Daß du aus alten Tagen
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Freundliches mir erzählt,
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Daß ich dir durfte klagen,
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Was meinem Herzen fehlt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Heimweh“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

In dem Gedicht „Heimweh“ schildert der Autor Frank Wedekind, der der Zeit des Naturalismus zugerechnet wird, eine emotionale und reflektierende Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit Vergangenheit, Natur und Einsamkeit.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und nachdenklich. Die lebendige Darstellung der Natur und die Interaktion zwischen dem lyrischen Ich und seiner natürlichen Umgebung geben dem Gedicht eine beruhigende und meditative Qualität.

Inhaltlich reflektiert das lyrische Ich in der Nähe eines rauschenden Baches seine eigene Vergangenheit und Zukunft. Es erinnert sich an Personen, die in seinem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. Das lyrische Ich, das sich einsam und heimwehkrank fühlt, empfindet Trost im Beobachten der Natur und in der Erinnerung an seine Vergangenheit. Es ist dankbar für die tröstende Wirkung, die der Bach auf es hat und es findet Erleichterung darin, seine Gefühle und Sorgen dem Bach „mitzuteilen“.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus sechs vierzeiligen Strophen mit einem durchgängigen Kreuzreim, der die Struktur des Gedichts unterstreicht und den Lesefluss unterstützt.

Wedekinds Sprache ist bildhaft und metaphorisch. Der „rauschende Quell“ und der „silberne Bach“ sind deutliche Metaphern für den Strom der Zeit, die Vergänglichkeit und den darin eingebetteten Prozess des Erinnerns und Vergessens. Diese konkreten und gleichzeitig metaphorischen Bilder führen dazu, dass die Natur als aktiver Teilnehmer und Tröster wahrgenommen wird, was ein Gefühl der Verbindung und des Trostes in der Natur vermittelt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Frank Wedekinds Gedicht „Heimweh“ eine berührende und nachdenkliche Poesie ist, die sich mit Themen wie Heimweh, Erinnerungen, Natur und Einsamkeit auseinandersetzt und dabei eine meditative und tröstende Atmosphäre schafft.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Heimweh“ ist Frank Wedekind. Im Jahr 1864 wurde Wedekind in Hannover geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1905 entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 93 Worte. Die Gedichte „Abschied“, „Abschied“ und „Albumblatt“ sind weitere Werke des Autors Frank Wedekind. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Heimweh“ weitere 114 Gedichte vor.

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