Heimweg von Joachim Ringelnatz

Babette starb – noch vor erhoffter Zeit. –
Bei ihrer Nichte stand ein Sarg bereit.
Und diese Nichte fuhr mit ihrem Gatten
Nebst Leiche und mit Höchstgeschwindigkeit
Im Leichenauto zum Bestatten.
 
Doch was kommt in Berlin nicht alles vor;
Und eben deshalb hatte der Chauffeur
In einem Ladenfenster links am Brandenburger Tor
Malheur.
 
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Aus Autotrümmern, Scherben und Korsetten
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Zog man Chaffeur, nebst Nichte, nebst Gemahl ganz tot hervor.
 
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Die Leiche nur (wir sprechen von Babetten)
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Vermochte sich zu retten.
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Da sie zum Glück nur scheintot wesen war,
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Ging sie jetzt heim und lächelte sogar.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Heimweg“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
92
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht mit dem Titel „Heimweg“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der zwischen 1883 und 1934 lebte. Sein literarisches Schaffen fällt in die Epoche der Weimarer Republik, ein Zeitraum, der für seine kulturelle Diversität und Experimentierfreude bekannt ist.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht makaber und humorvoll. Die Ineinanderverquickung von Tod und Alltag, welche durch das häufige Auftauchen von alltäglichen Motiven wie dem Auto und der Nichte in Kombination mit den tragischen Todesthemen erreicht wird, ist charakteristisch für Ringelnatz' Werk.

Inhaltlich handelt das Gedicht vom Tod einer Frau namens Babette und dem unglücklichen Schicksal ihr nahestehender Menschen. Sie stirbt frühzeitig und wird im Auto ihrer Nichte und deren Ehemann auf dem Weg zur Beerdigung transportiert. Dort passiert ein Unfall, bei dem alle außer Babette sterben. Ironischerweise war Babette nur scheintot und kann unversehrt nach Hause gehen.

Die Form des Gedichts ist eher locker und passt gut zu seinem humorvollen Ton. Die Strophen sind unregelmäßig im Versmaß und die Reime sind eher locker gehalten. Die Sprache ist klar und nicht übermäßig blumig oder komplex, was zu dem trockenen Humor des Gedichts beiträgt.

Die Ironie und der schwarze Humor, die in diesem Gedicht zum Ausdruck kommen, sind typische Merkmale von Joachim Ringelnatz' Poesie. Er spielt mit den Erwartungen des Lesers und verwendet Tod und Tragödie auf eine Weise, die sowohl schockierend als auch komisch ist. Der überraschende Schluss, dass Babette den ganzen Unfall unbeschadet überstanden hat, obwohl sie eigentlich tot sein sollte, verleiht dem Gedicht einen besonderen Dreh und unterstreicht seine absurd-komischen Aspekte.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Heimweg“ des Autors Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. Erschienen ist der Text in Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 92 Worte. Die Gedichte „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Heimweg“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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