Heimlos von Heinrich Kämpchen

Kleines Haus am Wegesrand,
Haus, wo meine Wiege stand,
Ob der Jugendtraum verblich,
Vaterhaus, wie lieb’ ich dich. –
 
Schau’ dich jetzt im Abendstrahl,
Kleines Haus – voll Lust und Qual,
Möchte immer so dich seh’n,
Doch ich muß ja wieder geh’n. –
 
Muß zu Fremden, liebeleer,
10 
Heimat bist du mir nicht mehr,
11 
Kleines Haus am Wegesrand,
12 
Haus, wo meine Wiege stand. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Heimlos“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
61
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Heimlos“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, einem Autor, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte. Angesichts dieses Zeitrahmens könnte das Gedicht von den großen gesellschaftlichen Umwälzungen dieser Zeit beeinflusst sein, einschließlich der Industrialisierung und der Verstädterung, die viele Menschen dazu veranlassten, ihre ländlichen Heimatgemeinden zu verlassen.

Schon beim ersten Lesen hinterlässt das Gedicht einen melancholischen Eindruck. Es geht um das Thema Heimat und Heimweh, um Verlust und Fremdheit. Der Autor drückt starke Gefühle der Zuneigung und Nostalgie für sein Geburtshaus und seine Heimat aus.

Im ersten Abschnitt preist das lyrische Ich sein Geburtshaus und drückt seine tiefen Gefühle der Liebe gegenüber diesem Ort aus. Es wird deutlich, dass das Ich trotz der Veränderungen, die mit dem Älterwerden einhergehen, immer noch eine starke Bindung zu seinem Geburtshaus empfindet. In der zweiten Strophe intensiviert sich die emotionale Bindung, während es im Abendlicht auf sein Geburtshaus blickt. Hier entsteht auch ein Konflikt, da das Ich zwar auf ewig bleiben möchte, aber gezwungen ist weiterzuziehen.

In der dritten und letzten Strophe formuliert das lyrische Ich seine Sehnsucht noch konkreter: Es fühlt sich heimatlos und alleine, hat das Gefühl, in der Fremde zu sein, trotz der vertrauten Umgebung seines Geburtshauses. Seine Heimat bietet ihm nicht mehr den Trost und die Sicherheit, die sie einst hatte.

Das Gedicht hat eine klare, einfache Form: Jede Strophe besteht aus vier Versen, und die Sprache ist schlicht und direkt, was die Aufrichtigkeit und Schmerz des lyrischen Ichs hebt. Zugleich entsteht durch den regelmäßigen Rythmus und die Wiederholungen eine melodische Wirkung, die die traurige Stimmung des Gedichts unterstreicht. Es gibt bestimmte Wiederholungen, wie die Beschreibung des Hauses („Kleines Haus am Wegesrand, Haus, wo meine Wiege stand“), die den nostalgischen Bezug des Autors zu seinem Zuhause betont und die Wirkung der Verlustempfindung verstärkt. Betrachtet man die Wahl der Begriffe im Gesamtzusammenhang, zeigt sich, dass Gegensätze wie „Lust und Qual“ oder „liebeleer“ und „Heimat bist du mir nicht mehr“ die zerrissenen Gefühle des lyrischen Ichs noch deutlicher kommunizieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kämpchens „Heimlos“ eine tiefe Melancholie und Sehnsucht nach der verlorenen Heimat ausdrückt und den emotionalen Kampf darstellt, den Menschen führen, wenn sie ihre vertrauten Orte verlassen müssen.

Weitere Informationen

Heinrich Kämpchen ist der Autor des Gedichtes „Heimlos“. Geboren wurde Kämpchen im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr. 1909 ist das Gedicht entstanden. In Bochum ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 61 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Abendläuten“, „Altendorf“ und „Am Gemündener Maar“. Zum Autor des Gedichtes „Heimlos“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.

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