Heimliche Stunde von Joachim Ringelnatz

Ein kleiner Spuk durch die Dampfheizung ging.
Keine Uhr war aufgezogen.
Ein zu früh geborener Schmetterling
Kam auf das Schachbrett geflogen.
 
Es ging ein Blumenvasenblau
Mit der Sonne wie eine Schnecke.
Ich liebe Gott und meine Frau,
Meine Wohnung und meine Decke.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „Heimliche Stunde“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
42
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das gegebene Gedicht trägt den Titel „Heimliche Stunde“ und stammt von Joachim Ringelnatz, einem bekannten deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der überwiegend in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wirkte.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr ruhig und still, beinahe gespenstisch. Es schafft ein Bild einer mysteriösen und fast surrealen Atmosphäre, in der die gewöhnlichen Gesetze von Raum und Zeit außer Kraft zu sein scheinen. Es weckt Neugier, wie dieses Szenario mit dem restlichen Inhalt des Gedichts in Verbindung steht.

Das lyrische Ich wirkt auf den ersten Blick wie ein Beobachter, der eine Reihe von merkwürdigen und scheinbar zusammenhanglosen Ereignissen beschreibt, die in seiner Wohnung stattfinden. Er beginnt mit der mysteriösen Bewegung durch die Dampfheizung und dem Auftauchen eines Schmetterlings auf einem Schachbrett. Anschließend beschreibt er, wie das Licht in einer Blumenvase sich mit der Geschwindigkeit einer Schnecke bewegt. Das lyrische Ich drückt dann seine Liebe zu Gott, seiner Ehefrau, seiner Wohnung und seiner Decke aus.

Diese ungewöhnlichen Bilder und die außergewöhnliche Reihenfolge, in der sie präsentiert werden, erzeugen eine Aura des Geheimnisvollen und Phantasmagorischen. Vielleicht versucht das lyrische Ich, die Welt aus einer neuen, ungewöhnlichen Perspektive zu betrachten, um dem Alltag und der Routine zu entfliehen.

Bezüglich der Form und Sprache des Gedichts ist zu bemerken, dass es in zwei Strophen zu jeweils vier Versen organisiert ist. Die Sprache ist einfach und direkt, aber die verwendeten Bilder und Metaphern erzeugen eine stark surreale und poetische Wirkung. Der Dichter verwendet eine Reihe von spezifischen und eindringlichen Bildern, die eine Reihe von Emotionen und Stimmungen evozieren. Die beschriebenen Szenarien wirken fast traumartig und entführen den Leser in eine andere Dimension. Insgesamt schafft das Gedicht eine Atmosphäre des Wunders und der Magie, die durch die prosaische Sprache und die vertraute Umgebung der Wohnung des lyrischen Ichs aufgewogen wird.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Heimliche Stunde“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1933 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 42 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Heimliche Stunde“ weitere 560 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joachim Ringelnatz

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joachim Ringelnatz und seinem Gedicht „Heimliche Stunde“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz (Infos zum Autor)

Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.