Hat jede Frucht ihren Samen von Joachim Ringelnatz
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Hat jemand einen Traum erzählt. |
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Ein Dichter schuf daraus Dichtung. |
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Ein Maler hat die als Sujet gewählt |
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Für ein Bild in grotesker Belichtung. |
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Viele Tausende haben darüber gelacht. |
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Ein Wissenschaftler hat nachgedacht, |
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Hat Anderem eine Idee vertraut. |
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Ein Praktiker experimentierte. |
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Und wieder ein Andrer hat zugeschaut, |
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Hat anderwärts etwas fertiggebaut, |
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Was dann nicht funktionierte. |
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Und wieder lachten Tausende laut. |
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Nachdem noch viel gut, böse geschah, |
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Rief eines Tages das Volk: „Hurra!“ |
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Denn die Erfindung war da. |
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Millionen Menschen benutzten sie froh. |
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Es steht ein Denkmal irgendwo, |
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Preist einen glücklichen Namen. |
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Hat jede Frucht ihren Samen. |
Details zum Gedicht „Hat jede Frucht ihren Samen“
Joachim Ringelnatz
9
19
95
1932
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Hat jede Frucht ihren Samen“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aktiv war.
Beim ersten lesen fällt auf, dass das Gedicht einen Prozess der Verwirklichung einer Idee benennt.
Inhaltlich handelt das Gedicht davon, wie aus einem Traum oder einer Idee eine greifbare, reale Sache wird, die die Welt verändert. Jede Zeile und jeder Vers beschreibt einen anderen Teil dieses Prozesses. Zunächst erzählt jemand einen Traum, der von einem Dichter in Poesie verwandelt wird und von einem Maler als Sujet seines Bildes dient. Diese Kreationen stoßen auf unterschiedliche Reaktionen – Lachen, Nachdenken, Experimentieren. Der anfängliche Misserfolg wird vom Publikum mit Gelächter quittiert, aber das hindert die kreativen Köpfe nicht daran, an ihrer Idee festzuhalten und weiterzuarbeiten, bis die Idee endlich Früchte trägt und sie schließlich eine erfolgreiche Erfindung wird.
Das lyrische Ich möchte wahrscheinlich die Überwindung von Hindernissen und Zweifeln, das Durchhaltevermögen und den Triumph der Kreativität gegenüber dem Spott und der Kritik hervorheben.
Sprachlich und formal versucht Ringelnatz eine Geschichte zu erzählen, indem er das Gedicht in kurze Strophen mit wenigen Zeilen aufteilt, so dass der Fortschritt der Geschichte und die Entwicklung der Idee vom Traum zur Realität deutlich hervortreten.
Die Bildsprache im Gedicht ist klar und einfach gehalten. Ringelnatz verwendet keine komplizierten Metaphern oder Symbole, lässt Dichter, Maler und Wissenschaftler direkt auftreten und lädt das Publikum ein, Teil der kreativen Reise zu sein.
Die letzte Zeile „Hat jede Frucht ihren Samen“ ist sowohl eine Bestätigung des Prozesses als auch eine Metapher für die Fruchtbarkeit von Ideen, die in der Lage sind, die Welt zu verändern, wenn sie die Möglichkeit haben, zu wachsen und zu gedeihen.
Weitere Informationen
Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Hat jede Frucht ihren Samen“. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Im Jahr 1932 ist das Gedicht entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 95 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hat jede Frucht ihren Samen“ weitere 560 Gedichte vor.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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