Harfenspieler von Johann Wolfgang von Goethe
1 |
Wer sich der Einsamkeit ergiebt |
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Ach! der ist bald allein, |
3 |
Ein jeder lebt, ein jeder liebt, |
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Und läßt ihn seiner Pein. |
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Ja! laßt mich meiner Qual! |
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Und kann ich nur einmal |
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Recht einsam seyn, |
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Dann bin ich nicht allein. |
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9 |
Es schleicht ein Liebender lauschend sacht, |
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Ob seine Freundin allein? |
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So überschleicht bey Tag und Nacht |
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Mich Einsamen die Pein, |
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Mich Einsamen die Qual. |
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Ach werd’ ich erst einmal |
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Einsam im Grabe seyn, |
16 |
Da läßt sie mich allein! |
Details zum Gedicht „Harfenspieler“
2
16
77
vor 1784
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Harfenspieler“ stammt von Johann Wolfgang von Goethe, einem der bekanntesten deutschen Schriftsteller aus der Epoche der Weimarer Klassik, die vom Ende des 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts andauerte. Damit ist eine zeitliche Einordnung gegeben.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht emotional und tiefgründig. Es beschäftigt sich mit der Einsamkeit und dem Leid, das sie verursachen kann.
Inhaltlich beginnt das lyrische Ich in der ersten Strophe mit der Aussage, dass wer sich der Einsamkeit hingibt, auch bald allein sein wird. Hier spricht es die Tatsache an, dass jeder ein eigenes Leben führt und liebt und man selbst in seinem Kummer alleine gelassen wird. Es sagt, dass, wenn es nur einmal wirklich einsam sein kann, es dann tatsächlich nicht allein ist. Dies könnte auf die Selbstreflexion und innere Einkehr hindeuten, die die Einsamkeit mit sich bringt.
In der zweiten Strophe vergleicht das lyrische Ich seine Situation mit der eines Liebenden, der leise lauscht, ob seine Geliebte alleine ist. Es beschreibt, wie es von seiner Qual Tag und Nacht überfallen wird, genau wie der Liebende von seinem Verlangen. Es äußert den Wunsch, dass es erst in seinem Grab wirklich einsam sein wird und nur dort seine Qual es in Ruhe lässt. Hier wird die Einsamkeit und Leid als etwas Unentrinnbares und permanenter Begleiter in leben dargestellt, der erst mit dem Tod endet.
Was die Form angeht, folgt das Gedicht dem Muster von acht Versen pro Strophe, wobei jede Strophe ähnliche Themen behandelt, aber aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Sprache ist älter und verwendet einige veraltete oder formalere Formulierungen, was typisch für die Epoche in welcher Goethe schrieb ist. Insgesamt ist das Gedicht in einem eher melancholischen und traurigen Ton gehalten. Es vermittelt die tiefgründige Emotion der Einsamkeit und der Qual, die sie verursacht, auf eine sehr poetische und bewegende Weise.
Weitere Informationen
Johann Wolfgang von Goethe ist der Autor des Gedichtes „Harfenspieler“. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1784 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.
Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet wird. Die Literaturepoche ordnet sich nach der Epoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Die Vertreter waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, meistens nicht älter als 30 Jahre. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.
Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt: die Aufklärung und eine gefühlsbetonte Strömung, die durch den Sturm und Drang vertreten wurde. Die Weimarer Klassik ist im Grund genommen eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Die Weimarer Klassik nahm ihren Anfang mit der Italienreise Goethes im Jahr 1786 und endete mit dem Tod von Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1832. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Die Vertreter der Weimarer Klassik wollten die antiken Stoffe aufleben lassen. Mit der antiken Kunst beschäftigte sich Goethe während seiner Italienreise. Die Antike gilt nun als Ideal, um Harmonie und Vollkommenheit zu erreichen. Typisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft. Die Dichter haben in der Weimarer Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die populärsten Autoren der Weimarer Klassik sind: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried von Herder und Christoph Martin Wieland.
Das 77 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Entfernte“, „An die Günstigen“ und „An einen jungen Prahler“. Zum Autor des Gedichtes „Harfenspieler“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.
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